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Unsere Kindheitsträume bewahrheiten sich nicht immer. Das heißt aber nicht, dass sie uns nicht trotzdem weiterhelfen können - beruflich wie privat. Unser Kooperationspartner t3n erklärt, wie.
Also ich wollte ja eigentlich die Enterprise steuern. Hilfsweise einen kleinen X-Wing, aber da ich zu Seekrankheit neige, hätte das vielleicht eh nicht geklappt. Aber das mit der Enterprise, das war der Plan, damals, Mitte-Ende der 90er Jahre. Oder Lara Croft. Als Forschungsraumschiffe mit dem Millennium langsam unwahrscheinlich wurden, da wäre ich auch sehr gern Lara Croft geworden.
Was hätte nicht alles aus den Kindern von damals werden können? Wir wollten nach verlorenen Schätzen jagen, die Welt retten, andere Welten retten, Wandelwesen werden, Fußball spielen, Magie lernen, Geheimnisse aufdecken und hier sitzen wir nun. An unseren Schreibtischen. Hilfsweise am Esstisch. Jedenfalls mit Computerbildschirm und einen Großteil des Tages über ziemlich sediert, die Finger einmal ausgenommen. Ich wünsche mir ja sehr, dass möglichst viele Menschen Freude an ihren Jobs haben, aber die Wahrheit ist: Die meisten von uns sind deutlich langweiliger geworden, als wir geplant hatten.
Frage ich Menschen nach ihren Kindheitsträumen, dann antworten sie meistens mit: „Ähm…“, und dann entsteht erst eine Pause, später ein sehr lebhaftes Gespräch, bei dem alle Beteiligten leuchtende Augen bekommen. Kindheitsträume sind so verdammt lang her. Aber sie bedeuten etwas, bis heute. Sie erinnern uns an die ersten langfristigen Pläne, die wir einmal hatten. Frage ich meine Zweijährige, was sie später einmal möchte, dann sagt sie: Erdbeeren. In einigen Jahren wird die Antwort anders ausfallen. Sie wird geprägt sein von ihren Ideen, Sehnsüchten, Wünschen. Sie wird in den ersten Jahren noch nicht geprägt sein von Erwartungen an den Arbeitsmarkt oder Wohnungspreise. Und diese Ideen, Sehnsüchte und Wünsche sagen etwas aus. Auch wenn sie nie verwirklicht werden, waren doch viele dieser Pläne Träume, die uns lange begleitet haben. Sie haben Hobbys beeinflusst, die Wahl und das Engagement in Schulfächern, welche Bücher wir gelesen, welche Filme wir gesehen haben, welche Sportarten uns begeisterten. Träume prägen das Leben.
An dieser Erkenntnis können wir ansetzen. Auch die Berufswege, die wir tatsächlich gewählt haben, können von den Ideen der Kindheit profitieren. Betrachtet es als Spiel:
Denkt dabei nicht nur an die großen, plakativen Träume. Welche Ideen hattet ihr noch? Ich frage, wie üblich, mit Hintergedanken. Denn diese Schreibtischjobs von heute, die machen vielen von euch sicherlich Freude. Aber sie können zu einer verödenden Routine werden und das macht weder Spaß noch macht es uns kreativ.
Sinnvoll ist das, weil ihr Neues sehen werdet. Neues hören, Neues lernen, Neues spüren. Das regt die Kreativität an. Vielen von uns wurde noch erklärt, die Träume seien unerreichbar, die Fähigkeiten letztlich nutzlos. Als entscheidend galt ein stringenter Berufsweg, möglichst mit Spezialisierung und dann bis zum zweiten Kind an der Karriere feilen, danach bis zur Rente durchhalten. Freies Denken? Gefährlich. Aber so läuft es heute ja nicht mehr. Unsere Wahrheiten haben sich verändert: Interdisziplinäres Denken hilft bei der Problemlösung. Kreativität macht schlau und glücklich. Die Rolle als rein-funktionales Mitglied der Arbeiterschaft ist überholt, heute ist längst bekannt, dass Menschen dann am besten arbeiten, wenn sie mehrere Facetten ausleben können.
In den Leidenschaften der Kindheit kann vieles drinstecken, das die Arbeit von heute inspiriert. Damals konnten wir noch frei entscheiden, was wir wollen wollten. Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf die Träume der Vergangenheit zu werfen – und mit der Freiheit von heute noch einmal ganz neu zu träumen.
Veröffentlicht
23.06.2021
Author:in
Isabell Prophet