©Foto: Atheneum / Bewerbung.com
Mathias Wengeler ist Gründer und Geschäftsführer der internationalen Experten-Plattform Atheneum. In dieser Folge unserer Serie "Mein Start" berichtet der 39-Jährige, wie wichtig Mut, Familie und eigenes Netzwerk für seinen Erfolg waren.
„Ich finde es wichtig, so früh wie möglich mutig zu sein und Dinge einfach selbst auszuprobieren. Auf diese Weise habe ich viele interessante Länder und Menschen kennengelernt. Wenn man erst einmal älter ist, wird dieses Reisen mit leichtem Gepäck immer schwieriger, denke ich. Aber von den Erfahrungen, die ich auf diese Weise in meinen Zwanzigern ©Foto: Atheneumgemacht habe, profitiere ich bis heute. Diese Art, an Dinge heranzugehen, ist zu meiner Lebenseinstellung geworden. Der Wunsch danach, Neues kennenzulernen, hat sich wohl schon während meiner Kindheit gefestigt. Meine Grundschulzeit habe ich mit meiner Familie in Tokio verbracht. 1990 sind wir dann zurück nach Düsseldorf gezogen, aber direkt nach dem Abitur, 1999, bin ich dann für mein Wirtschaftsstudium zuerst nach Maastricht, und später nach Paris, Oxford und Berlin gezogen. Ich wollte immer einen Beruf haben, für den ich auf Reisen gehen kann. Inzwischen lebe ich mit meiner Frau in New York und baue hier eines der Büros von Atheneum auf, das Unternehmen, das ich vor mittlerweile neun Jahren gegründet habe. Atheneum ist eine Plattform, die Experten aus der Industriebranche vermittelt. Die Idee dazu kam mir während meiner Arbeit als Unternehmensberater, für die ich ab 2004 unter anderem in Abu Dhabi und Boston gearbeitet habe. In den USA habe ich während dieser Zeit ein ähnliches Modell kennengelernt. Dass ich mich irgendwann einmal selbstständig machen wollte, war mir da schon länger klar. Vor der Gründung von Atheneum im Jahr 2010 hatten wir in meinem Freundeskreis schon seit einiger Zeit über verschiedene Gründungsideen gesprochen. Das ging vom Steakhaus über Fernbusreisen bis hin zum Vermieten von Privatwohnungen – viele dieser Ideen sind ja auch sehr erfolgreich tatsächlich umgesetzt worden. Ich habe Atheneum dann mit Unterstützung eines Business Angels gegründet. Heute, neun Jahre später, kann ich sagen, dass sich die Idee bewährt hat. Hätte man mich während der ersten fünf Jahre danach gefragt, wäre die Antwort allerdings nicht so eindeutig ausgefallen. Ich habe mir meine Ausbildung immer selbst finanziert und dafür unter anderem auch mal als Bartender gearbeitet. Jetzt, als Neugründer, musste ich natürlich zunächst einmal einen ordentlichen Gehaltsrückgang in Kauf nehmen. Während dieser Zeit bekam ich einen Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur. Es gab schon schwere Momente, aber ich hatte immer einen Plan B und C in der Tasche. Im Zweifel hätte ich zurück in die Unternehmensberatung gehen können. Man sollte sich schon vergewissern, dass man nicht auf der Straße landet, wenn die Gründung nicht erfolgreich ist.
Insbesondere während der Gründungsphase habe ich gemerkt, wie wichtig der Rückhalt durch die Familie ist. Eine Familie und Freunde zu haben, die zu einem stehen, ist ein echter Erfolgsfaktor. Denn gerade als Selbstständiger ist man tagsüber oft intensiven Belastungen ausgesetzt – da braucht man privat wirklich einen guten Rückzugsort. Inzwischen haben wir mit Atheneum zehn Büros auf verschiedenen Kontinenten und rund 200 Mitarbeiter. Mir ist es wichtig, loyale Mitarbeiter zu finden, die den wirklichen Willen haben, etwas zu erreichen. Wer schon in die Bewerbung keine Zeit investiert, wird das wahrscheinlich auch nicht bei der Arbeit selbst tun wollen. Ich achte auch darauf, dass die Bewerber in ihrem Leben an Dingen drangeblieben sind. Gerade in Berlin habe ich oft erlebt, dass Leute sehr häufig den Job wechseln – der Lebenslauf gleicht dann eher einem Flickenteppich. Durch die Erfahrung, die ich über die Jahre auch im HR-Bereich gesammelt habe, lese ich Lebensläufe inzwischen kritischer. Anfangs lässt man sich eher noch mal blenden, aber das gehört wohl dazu. Ich kann jedem Berufsanfänger nur empfehlen, sich früh ein solides Netzwerk aufzubauen. Das mag nicht so wichtig erscheinen, wenn man 25 ist, aber über die Jahrzehnte gesehen wird es das. Mein Netzwerk ist für mich immer wieder Anhaltspunkt. Den Business Angel, der mich bei der Gründung von Atheneum unterstützt hat, kenne ich zum Beispiel noch durch eines meiner Praktika. Ich habe während meiner Praktikumszeit und auch später im Berufsleben eigentlich nie erst auf Stellenausschreibungen reagiert, sondern wusste immer schon, wo ich arbeiten wollte. Das waren immer die für mich ganz tollen Unternehmen, ich war unter anderem bei L.E.K. Consulting, Goldman Sachs und Merrill Lynch. Der Bewerbungsprozess war entsprechend aufwändig. Es war damals eine eher schwierige Wirtschaftszeit, ich habe also auch die eine oder andere Absage bekommen. Rückblickend kann ich sagen, dass man wohl schon auch mal zufällig Glück haben kann im Berufsleben und Dinge sich einfach ergeben. Aber meine Erfahrung ist, dass im Grunde tatsächlich gilt: Ohne Fleiß, kein Preis.“ Aufgezeichnet von Antonia Thiele
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Veröffentlicht
06.03.2019