©Rebelle / Bewerbung.com
Von der Business Analystin zur Chefin ihres eigenen Designermode-Unternehmens Rebelle: Cécile Wickmann hat ihren Berufsweg konsequent beschritten. Mit Zielstrebigkeit und der Fähigkeit, in entscheidenden Momenten richtig abzubiegen, wie sie in einer neuen Folge unserer Serie "Mein Start" erzählt.
„Wenn ich heute zurückblicke, dann kann ich sagen, dass die Schritte in meinem Berufsleben gut aufeinander aufgebaut haben, sodass ich nun die beiden Dinge, die ich liebe – digitale Innovationen und Fashion – gut miteinander vereinen kann. Solche Dinge erkennt man manchmal erst im Rückblick. Dennoch gab es auch immer wieder Momente, in denen ich mich entscheiden musste: Soll ich jetzt rechts oder links abbiegen? Heute denke ich, dass ich die für mich richtigen Entscheidungen getroffen habe. Das ging schon nach dem Abitur los. Ich wusste nicht wirklich, wohin ich mal wollte und musste mich für das Studium entscheiden zwischen den Fächern Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte. Hätte ich ©RebelleKunstgeschichte gewählt, wäre mein Leben wahrscheinlich auch nicht schlecht, aber wohl deutlich anders verlaufen. Ich bin in Berlin geboren und habe dann sowohl dort wie auch in London und Paris BWL studiert. Mit meinen jetzt 33 Jahren gehöre ich noch einer Generation an, die nicht ganz als Digital Native aufgewachsen ist. Ich hatte zwar schon früh meinen ersten PC, aber den habe ich hauptsächlich zum Spielen genutzt. Während meines Studiums habe ich dann gemerkt, dass ich den Digital-Bereich extrem spannend finde, und so habe ich mich nach meinem Abschluss gefragt: Wo habe ich die Möglichkeit, tiefer in dieses Feld einzutauchen? Ich bin dann mit 26 Jahren nach Hamburg gezogen und habe beim Company Builder Hanse Ventures den Business-Analyse-Bereich mit aufgebaut. Dafür musste ich mich in einem ganz klassischen Bewerbungsgespräch beweisen. So lief es eigentlich immer in meinem Berufsleben: Ich habe mir gezielt die Unternehmen herausgesucht, zu denen ich wollte und mich dort beworben. Grundsätzlich glaube ich, dass ich mit Bewerbungssituationen sehr gut umgehen kann. Aber klar, wenn man sich bei einer Firma bewirbt, zu der man auch unbedingt möchte, dann ist natürlich auch Aufregung da. Ein weiterer Moment, in dem ich mich ganz bewusst gegen und damit für etwas entschieden habe, war, als ich meinen Job im Controlling einer Berliner Filmproduktionsfirma gekündigt habe. Das war ein tolles Team und ein interessantes Unternehmen. Aber mein Herz, wie wahrscheinlich viele Mädchenherzen, schlug für Mode, und so habe ich mich entschlossen, weiterzuziehen. Zwei Jahre, nachdem ich nach Hamburg gezogen bin, habe ich dann Rebelle gegründet. Die Idee zu einem Online-Shop für Second-Hand Designermode kam mir im Grunde aus einem persönlichen Bedürfnis heraus. Meine Mutter hatte schon immer ein großes Faible für Mode und ausgefallene Kleidung. Als Kind war ich oft mit ihr unterwegs, wenn sie ihre Sachen in Second-Hand-Geschäften abgegeben hat. Später hatte ich dann selbst unglaublich viel Kleidung im Keller, die qualitativ hochwertig und damit gut verkäuflich war. Zu der Zeit gab es kein Unternehmen, das den gesamten Verkauf für mich übernommen hätte. Mein Geschäftspartner Max Schönemann und ich haben dann 2013 einen Businessplan geschrieben und losgelegt. Inzwischen haben wir bei "Rebelle" 90 Mitarbeiter und ein großes Büro und Lager in der Speicherstadt. Mir ging es bei der Selbstständigkeit vor allem um das Projekt selbst. Ohne die Idee und damit nur der Selbstständigkeit wegen hätte ich das wohl nicht gemacht. Ich will für die Zukunft nicht ausschließen, irgendwann eventuell noch einmal zu gründen, aber in Rebelle steckt so viel Liebe, Energie und Lebenszeit, und ich hänge sehr an dem Unternehmen, so dass ich mich damit jetzt ohnehin noch nicht befasse. Außerdem läuft Rebelle super und wir haben noch so viele Märkte, in die wir expandieren können, vor uns. Die zwei schwersten Phasen meines Berufslebens hängen auch mit Rebelle zusammen. Zum Einen war da die Zeit der Gründung. Es gab unfassbar viele administrative Hürden und wir hatten diverse schlaflose Nächte. Dennoch würde ich diese Phase nur ungern missen, denn wir waren ein kleines, eingeschworenes Team und haben eine sehr intensive und auch schöne Zeit verbracht. Das hat uns zusammengeschweißt. Eine zweite Herausforderung kam dann mit dem sogenannten „Wachstumsschmerz“: Das Unternehmen wurde größer, vieles war im Umbruch, und in manchen Phasen hatten wir mehr neue Mitarbeiter als „alte“. Es gab für vieles noch keine richtigen Prozesse und es musste sich erst alles finden. Dass es dann so schnell gehen würde, dass wir in mehreren Ländern und auf verschiedenen Sprachen arbeiten, darüber habe ich anfangs gar nicht nachgedacht. Im operativen Bereich dagegen haben wir tatsächlich alles so umgesetzt, wie wir es in unserer ersten Power-Point-Präsentation skizziert hatten. Was genau ist unser Geschäftsmodell? Wer sind unsere Kunden? Auf diese Fragen haben wir auch heute noch nahezu die gleichen Antworten wie damals. Natürlich gibt es rückblickend auch Momente, in denen ich eine Entscheidung auch anders hätte fällen können. Aber im Großen und Ganzen bereue ich nichts. Mir fällt auf Anhieb kein richtig großer Fehler ein, den wir heute gern rückgängig machen würden. Meine Berufslaufbahn war wohl rückblickend halbwegs konsequent und so bin ich dorthin gekommen, wo ich heute stehe und womit ich sehr zufrieden bin. Ich glaube allerdings, man kann auch eine tolle Karriere aufbauen und dafür einen Weg gehen, der ganz und gar nicht geradlinig ist. Oft tun sich ja Opportunitäten erst auf, wenn man unvorhergesehene Wege beschreitet. Aus meiner Sicht ist es nie zu spät, das zu machen was einen glücklich macht.“ Aufgezeichnet von Antonia Thiele
Service-Info: Rebelle, die Firma von Cécile Wickmann sucht übrigens gerade eine Reihe neuer Mitarbeiter (siehe unten). Auch für Ihre Suche nach dem nächsten Job bietet der XING Stellenmarkt die beste Übersicht attraktiver Vakanzen in Ihrer Wunschbranche. Sie können Ihre Recherche schon hier beginnen. Viel Erfolg.
Veröffentlicht
08.11.2017