Nachdenklicher junger Mann mit einem ruhigen Gesichtsausdruck, der auf den Kopierraum blickt © Luisrojasstock / Getty Images

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Kann Gamification das Recruiting verbessern – und wie?

Die Gamification ist ein Trendbegriff, der in den vergangenen Jahren immer mehr Bekanntheit erlangt hat. Denn spielerische Elemente können in vielen Lebensbereichen zum Vorteil werden. Dies drängt die Frage auf, ob und wie das auch im Recruiting gilt?


Als Kind war es völlig normal zu spielen. Im Erwachsenenalter wird dies eher zur Ausnahme, was aber schade ist. Denn Spiele machen nicht nur Spaß – richtig eingesetzt, können sie beispielsweise beim Lernen helfen, die Motivation steigern, Verhaltensänderungen vereinfachen oder andere Vorteile bringen. Als Gamification wird daher die Übertragung von spielerischen Elementen in Situationen bezeichnet, die eigentlich „spielfremd“ sind.

Die schulische Bildung oder die Durchführung von Tests sind dafür zwei typische Beispiele, in denen die Gamification große Vorteile bringt. Sie erlaubt beispielsweise schnellere und größere Lernerfolge, ohne dass sich das Lernen anstrengend anfühlt. Durch den spielerischen Kontext macht es sogar Spaß und dadurch können sich die Lernenden leichter motivieren. Bleibt nur die Frage offen, ob die Gamification solche oder andere Vorteile auch im Recruiting ermöglichen kann?

Ideen für eine Gamification im Recruiting 

Wie soeben erwähnt, kommt die Gamification derzeit vor allem in der Bildung und Erwachsenenbildung zum Einsatz. Doch der Kreativität, wo und wie diese eingesetzt werden kann, sind prinzipiell keine Grenzen gesetzt. In Unternehmen kann sie für Aus- und Weiterbildungen sowie für Einweisungen oder Tests eingesetzt werden – beispielsweise im Bereich Arbeitssicherheit oder beim Onboarding neuer Mitarbeiter.

Aber auch für spielerische Wettkämpfe zwischen Mitarbeitern, um ihre Motivation und Produktivität zu erhöhen, mangelt es mittlerweile nicht an Ideen. Es lohnt sich daher für jedes Unternehmen, sich einmal intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen und entsprechende Konzepte zu prüfen. Dies gilt vor allem, wenn sich aufgrund des Fachkräftemangels zunehmend Probleme im Recruiting abzeichnen, denn auch dort kann die Gamification ihre Stärken ausspielen, sofern sie richtig eingesetzt wird.

Prinzipiell kann und sollte jedes Unternehmen eigene Ideen sammeln, um die Gamification ins Recruiting zu integrieren. Hilfreich ist es dennoch, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und zu beobachten, wie andere Firmen die Gamification bereits nutzen. Gamifizierte Assessment-Center sind beispielsweise mittlerweile keine Seltenheit mehr, um das Verhalten von Bewerbern, ihre Soft Skills, Problemlösungs- und andere Fähigkeiten spielerisch zu testen.

Dadurch verhalten sie sich oft natürlicher, sie sind entspannter und erleben den Rekrutierungsprozess positiver. Auch Rollenspiele, in denen die Bewerber gezielt in ihrer potenziellen zukünftigen Position „getestet“ werden, können für die Personaler wertvolle Einblicke bringen, die durch ein reines Interview nicht möglich wären. Weitere Ideen für eine Gamification im Recruiting sind:

  • Online-Plattformen und Apps, um verschiedene persönliche sowie kognitive Eigenschaften zu testen und die Bewerber dadurch ganzheitlicher kennenzulernen beziehungsweise zu analysieren. Dies hilft dabei, Stellen passgenauer zu besetzen und verhindert kostspielige Fehlentscheidungen.
  • Interaktive Karriereseiten, die bereits vor der eigentlichen Bewerbung durch Spiele oder ein Quiz die Aufmerksamkeit potenzieller Kandidaten erregen – und dadurch die Chance erhöhen, dass sie sich eigeninitiativ bewerben.
  • Spielerische Einblicke in das Unternehmen, um den Cultural Fit zu testen oder das Employer Branding zu schärfen.

Eine Gamification muss daher nicht immer Testcharakter haben, sondern kann auch anderen Zielen wie der Imagebildung dienen und dadurch die Mitarbeitergewinnung sowie -bindung verbessern. Welche Vorteile entstehen daraus also aus Personalersicht?

Chancen durch die Gamification im Recruiting

Wie Du nun bereits weißt, kann es durchaus gute Gründe geben, um eine Gamification im Recruiting zu nutzen, und zwar an verschiedenen Punkten des Bewerbungs- sowie Einstellungsprozesses. Je nachdem kann sie unterschiedliche Vorteile mit sich bringen, zum Beispiel: 

  • höhere Bewerberanzahl und -qualität
  • umfassendere sowie aussagekräftigere Analyse von Bewerbern
  • verbesserter Personal Fit und Cultural Fit
  • Reduktion von Vorurteilen oder subjektiven Faktoren
  • stärkeres Employer Branding mit all seinen Vorzügen 

Aber auch die Bewerber selbst profitieren auf vielfältige Weise: Sie sind motivierter, werden objektiver sowie transparenter bewertet, genießen mehr Gleichberechtigung und identifizieren sich von Beginn an stärker mit dem Unternehmen. Zudem wissen sie, dass sie einen modernen, digitalisierten sowie innovationsfreudigen Arbeitgeber vor sich haben, wenn er im Bewerbungsprozess bereits auf eine Gamification setzt.

Fazit

Die Gamification gewinnt nicht ohne Grund rasant an Beliebtheit – und das in vielen verschiedenen Lebensbereichen. Sie bringt für alle Beteiligten vielfältige Vorteile und kann auch das Recruiting erfolgreicher sowie spaßiger gestalten. Trotzdem sollte sie nur strategisch und ergänzend eingesetzt werden, um konkrete Ziele zu erreichen. Diese zu definieren, ist daher der erste Schritt. Dann können im zweiten Schritt darauf basierend passgenaue Maßnahmen entwickelt werden, damit alle Beteiligten von der Gamification profitieren.

Veröffentlicht
28.08.2024

Author:in
Mirijam Merkoffer