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Was Chefs im Vorstellungsgespräch beeindruckt, wissen Chefs am besten. Unsere Kolumnistin Vanessa Weber war von einer bestimmten Frage eines Bewerbers besonders positiv überrascht.
"Der Rat der Weisen" ist eine Gruppe hochkarätiger Personal- und Karriereexperten, die auf Bewerbung.com regelmäßig Themen rund um Bewerbung, Gehalt und Karriere behandeln. Unser neuen Weisen Vanessa Weber*, Geschäftsführerin der Weber Werkzeug GmbH, haben wir zu ihrer Premiere folgende Frage gestellt:
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Vanessa Weber: „Das beste Vorstellungsgespräch, das ich bisher hatte, war mit einem unserer derzeitigen Auszubildenden. Bei ihm hat mich vor allem seine Frage beeindruckt, die er mir am Ende unseres Gesprächs stellte, als ich fragte, ob er noch Fragen hat: „Frau Weber, was unterscheidet eigentlich einen guten von einem exzellenten Mitarbeiter?“ Da war ich erst einmal baff, weil ich diese Frage tatsächlich in den 15 Jahren, in denen ich nun auch schon Vorstellungsgespräche führe, noch nie gehört hatte. Wahrscheinlich hatte er diese Frage irgendwo gelesen oder das als Tipp bekommen, wie viele andere, die gute Tipps vor so einem Gespräch studieren. Aber niemand hatte sich wohl bisher getraut, so eine Frage zu stellen. Was mir dabei so wichtig war: Ich hatte sofort das Gefühl, dass er die Frage ernst meint.
Ich musste dann selbst erstmal einen Moment überlegen, weil ich von der Frage so überrascht war und habe ihm dann meine Antwort gegeben: "Leidenschaft für den Beruf, Selbstverantwortung und den Willen sich einzubringen“ Mein Tipp für alle, die überlegen, so eine Frage mit Aha-Effekt zu stellen, ist deshalb: Macht es einfach! Man bleibt damit wesentlich besser im Gedächtnis des Personalentscheiders als mit den üblichen Fragen, die auch geklärt werden müssen, aber eben nicht als Einstiegsfrage: „Was bekomme ich denn alles an Zusatzleistungen?“ „Wieviel Urlaub habe ich eigentlich?“ Wenn man direkt mit solchen Fragen beginnt, kommt das beim Gegenüber nicht gut an. Stellt lieber erstmal in den Vordergrund, was Ihr dem Unternehmen bringt! Gerade diese Frage fand ich so ungewöhnlich das Sie letztendlich auch den Ausschlag für ihn gegeben hat, bei 150 Bewerbern insgesamt. Es ist aus „Chefsicht“ eben schön, wenn der Mitarbeiter auf solche Art zeigt, dass er die berühmte Extrameile gehen will, Ideen einbringt, die er auch vortragen kann und auch seine Stärken kontinuierlich verbessert. Das alles hat er mit seiner Frage aufgezeigt. Warum mir niemand so eine Frage, die ja in jedem Ratgeber für Bewerbungsgespräche stehen dürfte, gestellt hat, kann ich nicht beurteilen. Aber sie passt haargenau zu einem meiner Lieblingsthemen, nämlich auch und gerade im Job Mut zu zeigen, sich seiner selbst bewusst zu sein und damit auch selbstbewusster aufzutreten. Mein Auszubildender ist eigentlich ein zurückhaltender Mensch, aber in dieser Situation hat er gewusst, worauf es ankommt und den Mut gehabt, das zu beweisen. Gerade für ihn war das in diesem Moment deshalb auch ein wichtiger Schritt. Die „Luftpumpen“ tun sich mit Performance in Gespräch leichter – aber das durchschaut man dann als Chef auch relativ schnell.“ Von daher: Nur Mut zu solchen und anderen außergewöhnlichen Fragen! Ich wünsche mit dem Tipp viel Erfolg für das nächste Bewerbungsgespräch!"
*Die Weise: Vanessa Weber ist Geschäftsführerin der Firma Werkzeug Weber GmbH & Co KG in Aschaffenburg und Unternehmerin aus Leidenschaft. Im Alter von 22 Jahren stand sie vor der großen Aufgabe, das elterliche Unternehmen als Nachfolgerin zu übernehmen. Sie nahm die Herausforderung an, setzte auf Innovationen und neue Geschäftsfelder und führte das Unternehmen wieder zu neuen Erfolgen. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit für ihre Firma als Vortragsrednerin tätig und vermittelt ihr Fachwissen sowie ihren Erfahrungsschatz rund um die Thema Nachfolge, Erfolg und Führung an andere Unternehmer.
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Veröffentlicht
27.10.2017