©Westend61 / Getty Images
Nervosität, Versagensängste, Stress: Genauso wichtig wie eine gute Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch ist Entspannung für Körper und Geist. Wir zeigen Ihnen, wie Sie dafür die letzten 24 Stunden vor dem Vorstellungsgespräch gestalten sollten.
Unsere Tipps für die beste Organisation vor Ihrem Vorstellungsgespräch hatten wir Ihnen ja schon vorgestellt, nun kümmern wir uns gezielt um Ihren Geist und Körper auf dem Weg zu diesem wichtigen Treffen. Wir sind bei unserer Countdown-Planung von einem Termin um 10 Uhr morgens ausgegangen, der bei einem Unternehmen an ihrem Wohnort oder in unmittelbarer Nähe davon stattfindet. Bitte bedenken Sie: Dies ist der ideale Ablauf eines solchen Tages. Natürlich kann jeder Einzelfall andere Bedingungen haben: Entweder, weil Sie am Vortag noch arbeiten müssen (dann sollten Sie in Erwägung ziehen, frei zu nehmen), oder länger für die Anfahrt brauchen, möglicherweise gar weit reisen zum Termin. Dann sollten Sie Ihren Countdown auch bitte so timen, dass Sie am Vorabend des Gesprächs schon in der Stadt sind. Denn der Stress, den eine Anreise verursacht, die erst am Tag des Gesprächs stattfindet, selbst wenn sie reibungslos verläuft, den bekommen Sie kaum bis zum Termin aus den Knochen. Also, nehmen Sie sich von unseren aufgelisteten Tipps jene zu Herzen, die Sie realistisch in Ihrem persönlichen Ablauf praktizieren können. Sie werden sehen, wie viel Entspannung man schon mit kleinen Schritten erreichen kann. Bereit? Dann geht es jetzt los.
Erstaunlicherweise werden die meisten Menschen nicht unmittelbar vor einem Termin richtig nervös, sondern schon am Tag vorher, auch wenn sie es gar nicht richtig bemerken. Aber Ihr Blutdruck ist jetzt schon angestiegen, ihr Körper zeigt erste Stressreaktionen, Adrenalin wird bereits vermehrt ausgeschüttet. Man wird "hibbelig". Hier hilft eine einfache Atemübung (die Sie am besten bereits einige Tage zuvor probieren): Augen schließen und zügig, aber tief einatmen und so langsam wie möglich tief ausatmen. Nun versuchen Sie einfach, sich eine leere weiße Wand vorzustellen und alle anderen Gedanken beiseite zu lassen. Diese Übung können Sie in den nächsten 24 Stunden machen so oft Sie möchten, sie wird Ihnen jedes Mal helfen, in die Balance zurückzufinden.
Zeit für ein Mittagessen - und zwar eines, das in erster Linie ihrer Seele und dann erst dem Körper gut tut. Okay, wenn es eine Currywurst sein sollte, könnten Sie überlegen, statt einer großen nur eine kleine Portion Pommes dazu zunehmen. Oder auf das vierte Stück vom Schweinebraten heute mal zu verzichten. Ansonsten aber können Sie sich nach Herzenslust was gönnen, ihr Geist nimmt das als Belohnung wahr und schaltet auf Zufriedenheitsmodus.
Zeit für den allerletzten Kaffee heute, es sei denn, Sie gehören zu jener Spezies Mensch, die auch nachts um Eins noch einen doppelten Espresso killen kann, um dann für acht Stunden in einen optimalen Tiefschlaf zu fallen. Alle anderen jedoch sollten im Sinne unserer Bemühungen um Entspannung jegliche Koffeinzufuhr bis mindestens morgen früh einstellen. Denn selbst wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen später Kaffee oder Cola nichts ausmachen - ihr Körper reagiert auf die Zufuhr dieses Wachmacherstoffes und schaltet in einen "Alarmzustand", den Sie heute nicht mehr gebrauchen können.
Nun ist Schluss: Spätestens jetzt sollten Sie alle Beschäftigung mit Ihrem Termin morgen beenden. Pauken Sie jetzt keine Antworten mehr ein, üben Sie nicht Ihren Auftritt vor dem Personalchef, lesen Sie keine Informationen über das Unternehmen mehr. Was Sie bis jetzt gelernt haben, vergessen Sie nicht mehr. Was Sie jetzt noch lernen wollen, bleibt kaum bei Ihnen - es sei denn, Sie sind absoluter Kurzzeitgedächtnisweltmeister. Im Gegenteil: Alle Versuche, nun noch etwas für die Vorbereitung zu tun, verstärkt Ihre Nervosität nur noch. Stattdessen könnten Sie den Feierabend mit einem schönen langen Spaziergang einleiten, oder einem Einkaufsbummel nach einem Teil, das Sie schon immer haben wollten. Sie merken: Ablenkung und Freude sind angesagt.
Nach dem reichhaltigen Mittagessen haben Sie eigentlich jetzt noch keinen richtigen Hunger. Prima, das nutzen wir aus, um nur eine gesunde Kleinigkeit zu uns zu nehmen. Ein Rührei mit etwas gedünstetem Gemüse vielleicht, eine kleine Portion Fisch oder auch ein Knäckebrot mit Käse. Alles, was nicht belastet. Denn je einfacher Ihr Körper heute Abend zur Ruhe kommt - und dazu gehört ein reduzierter Aufwand zur Verdauung - desto schneller findet auch Ihr Geist Entspannung.
Ein Film, ein Videospiel, ein Buch, ein Telefonat mit Freund oder Freundin - gerne. Aber alles - natürlich - nur in Maßen. Denken Sie daran: Alles, was unsere Sinnesorgane aufnehmen, sind Reize, die verarbeitet werden müssen. Und wenn es zu viel davon gibt, gerade in Zeiten, in denen wir ohnehin genügend Gedanken im Kopf haben, wehrt sich auch die Seele mit "Hibbeligkeit". Und die behindert unsere Konzentration nachhaltig.
Trotz aller Vorbereitungsmaßnahmen will es vor wichtigen Ereignissen manchmal partout nicht mit unserer Entspannung klappen. Dazu gehört auch, dass Sie nach wenigen Stunden voller Schrecken aufwachen können. Jetzt heißt es, sich mit Atem- und Konzentrationsübungen wieder in Balance zu bringen. Bitte fangen Sie NICHT an zu lesen oder gar fernzusehen, das fordert die Psyche zu viel. Was erstaunlich gut funktioniert, sind Meditationen und Hörspiele, die auf Einschlafen und Beruhigung abzielen. Unter den vielen Apps, die so etwas bieten, sind zum Beispiel "Calm" oder "7Mind" besonders zu empfehlen.
Ein (sehr leichter) Snack, ein Kaffee , ein paar Atemübungen - starten Sie bitte ganz locker in diesen so wichtigen Tag.
Die nächste Stunde dient noch einmal ganz Ihrer körperlichen Entspannung: Dafür powern Sie sich bitte einmal richtig aus, im Rahmen Ihrer Fitness. Denn nichts entspannt mehr als sportliche Anstrengung bis zur persönlichen kardiologischen Belastungsgrenze. Damit ist es nicht ein Halbmarathon gemeint oder ein Weltrekordversuch im Gewichtheben. Aber 30 bis 45 Minuten sehr flottes Running oder Workout werden Ihnen sehr gut tun. Spätestens in zwei Stunden werden Sie das merken, und dann kommt es darauf an.
Auch jetzt gilt: Keine Hektik. Idealerweise haben Sie sich Ihre Vorstellungskleidung schon gestern Abend rausgelegt, aber es sollte nun genügend Zeit bleiben, sich neu zu entscheiden oder einen Fleck im Hemd zu entdecken. Planen Sie lieber ein paar Minuten "Nichtstun" ein, besser als Gehetze. Auch ein kleines zweites Frühstück ist erlaubt. Nur kein dritter Kaffee mehr. Timen Sie auch Ihre Anreise so, dass Sie (inklusiver möglicher Parkplatzsuche) allerspätestens 15-20 Minuten vor Ihrem Termin am Gebäude stehen. Dann nehmen Sie sich noch die Zeit für einen kurzen Spaziergang durch die Umgebung, um sich nach der Bahn- oder Autofahrt zu lockern. Dieser Gang sollte Ihnen jedenfalls dabei helfen, im wahrsten Wortsinn anzukommen. Vielleicht entdecken Sie in der Nähe der Firma dabei ein Detail, das sich gut zu einem ersten Smalltalk-Thema eignet: die hübsche Glasfassade an der Firmenrückseite, oder der kleine Park in der Seitenstraße.
Was oft falsch gemacht wird: Viele Kandidaten melden sich tatsächlich erst um Punkt X Uhr am Empfang des Unternehmens. Je nach Größe des Gebäudes können dann aber bis zu 10 Minuten vergehen, bis Sie wirklich in dem Büro sind, wo man auf Sie wartet. Ärgerlich, für beide Seiten. Und Sie werden bestimmt nicht beruhigter.
Sollten Sie unsere Tipps befolgt haben, sind Sie jetzt pünktlichst und entspannt eingetroffen, und haben noch ein paar wertvolle Augenblicke für sich. Zeit für die letzte Atemübung: Augen schließen, weiße Wand..... Und nun: Viel Glück! P.S. Die besten Tipps und Tricks, wie Sie entspannt und ohne große Nervosität durch das Vorstellungsgespräch kommen, finden Sie in unserer Serie "Psychologie in Bewerbungssituationen" Redaktion und Text: Thorben Hansen
Service-Info: Sie sind zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden und so kurz vor dem Termin steigt auch die Aufregung. Logisch, denn man möchte nichts Falsches sagen, trotzdem authentisch sein und souverän auf alle Fragen antworten. Sie fragen sich bestimmt auch, welche typischen Fragen der Personaler bzw. Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch stellen wird? Und wie Sie auf Stressfragen möglichst clever reagieren. Überlassen Sie Ihre Erfolgsaussichten nicht dem Zufall und bereiten Sie sich auf alle Fragen vor. We are proud to present: Unsere Checkliste "Fragen im Vorstellungsgespräch" wird Ihnen dabei helfen. Das kostenlose PDF-Dokument stellt nicht nur alle 101 Fragen vor, sondern erläutert darüber hinaus worauf die Frage eigentlich abzielt. Die Checkliste basiert, - dank einer Zusammenarbeit mit dem renommierten HR-Experten Claus Peter Müller-Thurau und dem Haufe Verlag auf dem Bestseller "101 Fragen und Antworten im Bewerbungsgespräch" und liefert alle nötigen Informationen, um sich bestens auf ein professionelles Gespräch einzustimmen.
Veröffentlicht
10.11.2017