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Der Arbeitsalltag heutzutage ist schnell. Abgabefristen und Leistungsdruck gehören längst zur Normalität. Das dies nicht nur für die Mitarbeiter schlecht ist, hat Schweden erkannt und liefert einen Lösungsansatz: Den Lillördag.
Unter dem Begriff "Lillördag" kann man sich wohl zunächst nicht vorstellen, worum es geht. In Schweden steckt eine alte Tradtion hinter dem neu aufkommendem Konzept. Sie nennt sich "Lillördag" und soll für mehr Ruhe in der schnelllebigen Arbeitswelt sorgen.
Bei diesem Konzept spricht man auch gerne von dem "kleinen Samstag". Die Tradition findet sich allerdings nicht nur in Schweden, sondern in vielen weiteren Ländern wieder. Die Idee dahinter ist, dass man jeden Mittwoch mit Freunden und Familie zusammenkommt und sich wie an einem "typischen" Samstagabend verhält. Es gibt kleine Feiern bei denen alle zusammenkommen, um gemeinsam zu essen und zu trinken. Das traditionelle Konzept beruht auf der typischen Arbeitswoche einer Magd in vergangenen Zeiten, wie arbeits-abc.de berichtet. Ursprünglich war der Mittwoch allerdings ein vollkommen freier Tag, weil die Dienstmädchen häufig auch am Wochenende gearbeitet haben.
Kaum verwunderlich, aber durch die Corona-Pandemie haben sich für Angestellte viele Stressfaktoren vergrößert oder es sind sogar neue hinzugekommen. Eines der schwierigsten Dinge, mit denen Mitarbeiter umgehen müssen, ist das Homeoffice. Nebst den vielen Vorteilen gibt es schließlich auch den einen oder anderen Nachteil. Die größte Hürde ist für viele, dass private vom beruflichen Leben zu trennen. Das ist darauf zurückzuführen, dass das eigene Zuhause, in dem man sich entspannen soll, nun ebenfalls mit der Arbeit assoziiert wird. Aber selbstverständlich ist nicht nur das Homeoffice Schuld daran, dass sich viele Menschen heutzutage zunehmend gestresster fühlen. Es ist ein grundsätzlich strukturelles Problem in der heutigen Arbeitswelt. Und die Folgen können sowohl für Arbeitnehmer als auch -geber schwerwiegend sein:
Um es kurz zu sagen: Sehr wichtig. Wer arbeitet, kann schließlich nicht durchgehend Leistung erbringen, sondern muss auch mal abschalten. Und das heißt nicht nur, dass man einfach den Computer herunterfährt. Viel mehr muss man auch den Kopf herunterfahren und sich auch auf psychologischer Ebene von der Arbeit lösen, wie die Professorin und Psychologin Dr. Sabinne Sonnentag sagt. Man muss versuchen, den arbeitsbedingten Stress von seiner Freizeit fernzuhalten, um sich wirklich entspannen zu können. Und da kommt der "Lillördag" ins Spiel. Durch ihn hat man das Wochenendgefühl auch schon einmal unter der Woche. Selbstverständlich ist das trotzdem nicht dasselbe. Immerhin kann man sich am Mittwoch nicht die Nächte um die Ohren schlagen, wenn man am Donnerstag wieder auf der Arbeit erscheinen muss. Es geht bei der Tradtion viel mehr darum, dass man zusammenkommt und am Ende des Abends einen freien Kopf hat.
Die meisten Menschen haben ihre eigene "Morning Routine", um möglichst angenehm aber auch produktiv in den Tag starten zu können. Und das ist nicht nur am Morgen so. Rituale, insbesondere Feierabendrituale, steigern die eigene Disziplin, die sowohl zum Wohlbefinden als auch der Produktivität beitragen. Verhaltensökonomie haben herausgefunden, dass auch schon kleine Gewohnheiten im Alltag die Stressresistenz fördern.
Wie bereits erwähnt, kommt hier vor allem die Familie zusammen. Die meisten verbinden das mit gemeinsamen Kochen und Essen. Aber nicht immer findet der Lillördag im engen Kreis statt. Insbesondere die jüngere Menschen in Schweden nutzen auch den Mittwoch, um in Clubs oder Kinos zu gehen. Ein Glas Alkohol darf da dann auch gerne dabei sein. Das wichtigste ist jedoch, dass man das macht, was einen entspannt und wobei man den Kopf abschalten kann. Schließlich soll man sich schon am Montag auf den Mittwoch freuen.
Veröffentlicht
04.05.2022