Mann und Frau streiten sich © Westend61 / Getty Images

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Toxischen Führungsstil erkennen: Kleine Patzer vs. grobe Schnitzer

Ob frische oder alteingesessene Führungskräfte – niemand ist vor Fehlern gefeit. Kleine Patzer sind dabei weniger schlimm und sollten als hilfreiche Lektion betrachtet werden. Doch grobe Schnitzer können verheerende Folgen für Dich und die Mitarbeiter haben. Welche das sind, erfährst Du hier.


Vermutlich weißt Du aus eigener Erfahrung, welche wichtige Rolle die Führung für die Arbeitszufriedenheit spielt. Eine Führungskraft kann motivieren oder frustrieren, sie kann Bestleistungen aus einem herauskitzeln oder Prokrastination verursachen, sie kann für eine produktive oder konfliktreiche Arbeitsatmosphäre sorgen. Viele Bereiche des Arbeitsalltags werden also (auch) durch die Führungspersönlichkeiten beeinflusst. Hierfür die richtigen Leute auszuwählen, ist daher eine wichtige Aufgabe für das Unternehmen. Doch selbst ihnen können Führungsfehler unterlaufen. Wenn Du neu oder bereits seit längerer Zeit in einer Führungsposition bist, ist Selbstreflexion daher das A und O. Ein Fehler sei schließlich erst ein Fehler, wenn man ihn zweimal macht, lautet ein Sprichwort. Wichtig ist also, diese zu erkennen und aus ihnen zu lernen. 

Typische „kleine“ Fehler von Führungskräften

Die gute Nachricht lautet: Nicht jeder Führungsfehler zieht gleich fatale sowie unumkehrbare Folgen nach sich. Auch Du bist schließlich nur ein Mensch und daher werden Dir viele Fehler von den Mitarbeitern verziehen, wenn Du richtig mit ihnen umgehst. Solche typischen Führungsfehler sind zum Beispiel, dass 

  • Du im Stress einem Mitarbeiter nicht richtig zuhörst.
  • eine Aufgabe an die falsche Person delegierst.
  • zu spät zu einem vereinbarten Gespräch erscheinst.
  • einen Konflikt im Team übersiehst.
  • in einer schwierigen Situation nicht souverän (genug) reagierst. 

Diese Liste könnte weiter fortgeführt werden, denn kleinere Führungsfehler können viele Formen annehmen. Wichtig ist jedoch nur, den Fehler zu erkennen, dafür die Verantwortung zu übernehmen und in Zukunft besser zu führen. Authentizität ist dabei ein wichtiges Stichwort, sprich Dir gegenüber den Mitarbeitern ehrlich einen Fehler einzugestehen, macht Dich menschlich sowie vertrauenswürdig. So mancher kleinerer Führungsfehler ist daher durchaus eine gute Lektion für Dich selbst und Dein Team, um daran zu wachsen.

Anzeichen eines toxischen Führungsstils

Anders sieht das aus, wenn Dir solche Fehler immer wieder unterlaufen oder Deine Führung von Grund auf toxisch ist. Bezeichnend dafür sind grobe Führungsfehler, die sich wiederholen und negative Folgen wie eine sinkende Motivation bei den Mitarbeitern, Konflikte, eine steigende Fluktuation & Co nach sich ziehen. Wenn Du einen ehrlichen Blick auf Deinen Führungsstil wirfst und dabei folgende Verhaltensweisen entdeckst, solltest Du diese daher als dringendes Warnzeichen betrachten:

  1. Fehlende Förderung: Du hast keine Ahnung, welche beruflichen Ziele Deine Mitarbeiter verfolgen und förderst sie nicht entsprechend.
  2. Falsche Kommunikation: Du hast eine unklare Kommunikation und erlebst immer wieder Missverständnisse.
  3. Mikromanagement: Du übernimmst (alle) Aufgaben lieber selbst, anstatt sie zu delegieren, weil Du sie dem Team nicht zutraust.
  4. Fehlendes Verantwortungsbewusstsein: Du gestehst Dir selbst keine Fehler ein und übernimmst auch keine Verantwortung für jene der Mitarbeiter.
  5. Launenhaftigkeit: Du lässt Deinen Launen freien Lauf, vor allem in negativer Form.
  6. Desinteresse: Du hast weder Zeit noch Lust, um Dich den Problemen der Teammitglieder anzunehmen.
  7. Kein Feedback: Du nimmst Dir keine Zeit, um den Mitarbeitern zumindest ein- bis zweimal jährlich Feedback zu geben.
  8. Überheblichkeit: Du begegnest den Mitarbeitern nicht auf Augenhöhe, sondern pflegst einen autoritären Führungsstil „von oben“ ohne Mitsprachrecht oder Kompromisse.
  9. Fehlende Empathie: Dich lässt es kalt und Du zeigst keine Toleranz, wenn es Mitarbeitern schlecht geht oder sie nicht die gewünschte Leistung erbringen – ungeachtet der Gründe.
  10. Abwesenheit: Du bist nur selten im Büro anwesend, hast keine Ahnung was dort vor sich geht und auch keine allzu gute Beziehung zu den Teammitgliedern.
  11. Unentschlossenheit: Du hast Schwierigkeiten damit, Entscheidungen zu treffen und überlässt die Führung dann gerne den Mitarbeitern oder anderen Personen.
  12. Mangelnde Wertschätzung: Du sprichst niemals Lob aus und zeigst auch keine Wertschätzung in anderer Form, beispielsweise durch Gehaltserhöhungen oder Beförderungen.
  13. Unangemessene Kritik: Du kritisierst oft und gerne, wobei Du Dich manchmal sogar im Ton vergreifst.
  14. Vetternwirtschaft: Du hast Lieblinge und ziehst einige Mitarbeiter den anderen vor, auch wenn es ungerecht erscheint.
  15. Unehrlichkeit: Du legst keinen Wert auf Ehrlichkeit und lügst Dein berufliches Umfeld an, wenn Du dadurch bekommst, was Du willst. 

Es ist also durchaus sinnvoll, einmal einen ehrlichen Blick auf Dich selbst sowie Deinen Führungsstil zu werfen. Solltest Du kleine Patzer oder grobe Schnitzer erkennen, ist es wichtig, diese zu reflektieren und zu verändern. Bei der Führung geht es also nicht um Perfektion, sondern um Wachstum – auf einer persönlichen sowie kollegialen Ebene. Dann ist auch der eine oder andere Führungsfehler nicht so schlimm, vielleicht sogar eine wertvolle Lektion.

Veröffentlicht
13.09.2022