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Der Beruf muss Spaß machen, behaupten die Einen. Er dient nur dem Zweck, den eigenen Lebensunterhalt stemmen zu können, sagen die Anderen. Was ist wirklich wichtig bei der Berufswahl?
Wer seinen Job liebt, der muss nie wieder arbeiten, lautet ein bekanntes Sprichwort. Es impliziert, dass der Beruf vor allem Spaß machen sollte, sodass Sie jeden Morgen freudig aus dem Bett springen und „endlich“ wieder zur Arbeit wollen. Doch Hand aufs Herz: wie realistisch ist dieses Bild? Es gibt zwar viele Personen, die von sich behaupten würden, dass ihnen ihre Arbeit Spaß macht. Aber trotzdem ist Urlaub doch meistens schöner! Ausschlafen, kein Wecker, keine Termine, keine Verpflichtungen – die meisten Personen würden dieses Szenario auf Dauer bevorzugen. Zumindest braucht es hin und wieder eine Auszeit vom Beruf, um den Spaß daran wiederzuentdecken. Denn was Sie jeden Tag machen, wird Sie nicht jeden Morgen aufs Neue mit tiefer Begeisterung aufwecken, zumindest eben nicht im Regelfall. So mag es zwar Ausnahmen geben im Sinne von Personen, die eine tiefe Leidenschaft für ihren Job hegen, doch sie bestätigen nur die Regel: Arbeit ist immer auch irgendwie anstrengend.
Klar, schließlich musst Du etwas tun für Dein Geld und geschenkt wird im Leben bekanntlich nichts. Dennoch stellt das Geld für immer mehr Menschen nur einen Aspekt dar, wenn sie sich für einen Beruf beziehungsweise Job entscheiden. Das gilt vor allem für die jungen „Millennials“, sprich die Generationen, die jetzt oder zukünftig in den Beruf einsteigen. Für sie steht Spaß häufig an oberster Stelle und sie wären durchaus bereit, dafür auf mehr Geld zu verzichten. Auf gut Deutsch: Millennials arbeiten auch für weniger Geld, wenn sie zumindest gerne zur Arbeit gehen. An sich ist das auch eine gute Einstellung, denn wer (dauerhaft) unglücklich in seinem Job ist, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit krank. Und wenn nicht das Burnout ruft, dann bleiben zumindest die Motivation niedrig und die Leistungen mittelmäßig. Dadurch stagniert der hierarchische Aufstieg oder die berufliche Weiterentwicklung bleibt aus. Spaß ist also durchaus ein wichtiger Faktor – und sollte das nicht nur für Millennials sein.
Der Spieß lässt sich natürlich auch umdrehen: wer Spaß an der Arbeit hat und motiviert bei der Sache ist, erbringt in der Regel auch bessere Leistungen und erreicht damit höhere berufliche Ziele, was wiederum die Motivation erhöht und so weiter. Du begibst Dich also in eine positive Aufwärtsspirale. Als Zwischenfazit lässt sich daher festhalten, dass Du tatsächlich Spaß an Deiner Arbeit – oder zumindest keine tiefe Abneigung dagegen haben sollten.
Dennoch wird dieser Spaß schnell verloren gehen, wenn Du von Deiner Arbeit nicht Deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst. Denn so sehr Du auch in Deinem Job aufgehst – ständige Geld- und Zukunftssorgen wirken ebenso belastend wie eine Arbeitsstelle, in der Du unglücklich bist. Auch dann drohen also Folgeprobleme wie psychische oder physische Krankheiten. Vielleicht musst Du noch einen Nebenjob annehmen und hast keine Work-Life-Balance mehr. Oder Du wachst jeden Morgen mit Bauchschmerzen auf, wenn Du an Deine Rechnungen denkst. Der Aspekt des Geldes kann und sollte bei der Berufswahl daher ebenfalls nicht einfach außer Acht gelassen werden. Viele Menschen vertreten sogar die Einstellung: den Job nur für das Geld zu machen sei vollkommen in Ordnung!
Schlussendlich lässt sich also festhalten: Beide Aspekte sind wichtig. Der Job muss Dich nicht mit tiefer Freude erfüllen, sollte Dir aber zumindest eine gewisse Art von Spaß oder Sinn bereiten. Er darf Dir keinesfalls widerstreben, sodass Du das Gefühl hast, mit Deiner Arbeit etwas „Schlechtes“ zu tun. Gleichgültigkeit ist hierbei als das Minimum anzusehen, wenn Du den Beruf vor allem als Mittel zum Zweck siehst, um ausreichend Geld zum Leben zu haben. Besser ist es natürlich, wenn er Dir tatsächlich Spaß bereitet oder eine wahre Leidenschaft für Dich darstellt. Allerdings muss er trotzdem zumindest gut genug bezahlt sein, damit Du sorgenfrei leben kannst. Ansonsten wirst Du Deine Arbeit auch nicht genießen – Spaß hin oder her. Es handelt sich also um kein Entweder-oder, sondern Deine Arbeit bringt Dir bestenfalls sowohl (ein bisschen) Spaß als auch ausreichend Geld. Im Leben gibt es schließlich nicht immer nur Schwarz oder Weiß. Zudem musst Du diese Frage individuell beantworten. Finde also heraus, was Dir persönlich wichtiger ist…und suche nach einem geeigneten Kompromiss.
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Veröffentlicht
06.04.2020