Wenn der Arbeitgeber plötzlich alle zurück ins Büro holt. © Getty Images / Makhbubakhon Ismatova

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Die “Return-to-Office-Pflicht": Eine billige Ausrede, um Mitarbeiter loszuwerden?

Die Präsenzpflicht nach der Pandemie wird vermehrt dafür verwendet, um Mitarbeiter zur Kündigung zu bewegen. Der Grund? Ganz einfach: Es müssen keine Kündigungsgespräche geführt, keine Abfindung gezahlt werden und auch keine anderen unangenehmen Dinge unternommen werden. Kurz gesagt: Der Arbeitgeber ist mit einer Kündigung fein raus.


Experten vermuten immer öfters, dass Arbeitgeber die Präsenzpflicht bewusst verwenden, um Mitarbeiter loszuwerden und dadurch Umstrukturierungen vornehmen zu können. Die Vorteile sind klar: Arbeitgeber müssen nicht darauf warten, den perfekten Moment zu finden, um ein Kündigungsgespräch zu inszenieren. Darüber hinaus brauchen sie keine Begründung, damit ein Arbeitnehmer rechtmäßig gefeuert werden kann. Es gibt zwar keine klaren Beweise dafür, aber da Unternehmen wissen, wie wichtig den Arbeitnehmern das „Home-Office“ und die „Work-Life-Balance“ ist, vermuten Experten, dass eine Taktik hinter der Büropflicht steckt.

Doch kann ein Arbeitgeber den Mitarbeiter einfach so wieder zurück in das Büro zwingen?

Eins ist klar: Das Arbeitsleben wird nie wieder so werden wie vor der Pandemie. Doch die Frage, ob Dein Arbeitgeber Dich ins Büro zurückzwingen kann, hängt von verschiedenen Faktoren und individuellen vertraglichen Regelungen ab. Wichtig ist, Deinen Arbeitsvertrag zu kennen, Dich mit den Unternehmensrichtlinien vertraut zu machen und auch die Änderungen aufgrund von bestimmten Umständen zu verinnerlichen. Ob Dein Chef Dich also zurück ins Büro holen kann, hängt ganz von Deinem eigenen Vertrag und Deinem Unternehmen ab. Doch grundsätzlich gilt: Dein Arbeitgeber bestimmt, wo die Arbeit stattzufinden hat. Dennoch muss das Unternehmen auch Rücksicht auf Dich als Arbeitnehmer und Deine Bedürfnisse nehmen.

Wie werden Arbeitgeber ihre Mitarbeiter los?

Es gibt viele verschiedene Motive, weshalb Arbeitgeber darum bemüht sind, ihre Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu kriegen. Da es jedoch einen gewissen Schutz für die Arbeitnehmer gibt, ist eine Entlassung nicht immer einfach. Deshalb greifen Arbeitnehmer vermehrt zu schmutzigen Mitteln.

Schlechte Arbeitsatmosphäre: Mobbing, Diskriminierung, Belästigung

Der Arbeitgeber kann ständige unverdiente Kritik ausüben, obwohl der Arbeitnehmer seine Aufgaben immer gezielt und effektiv bewältigt. Auch eine Form des Mobbings kann genutzt werden. Das können zum Beispiel fehlende Anerkennung, das Verlangen von Überstunden und der Zwang zur Präsenz im Büro sein. Schließlich können diese Aspekte zu emotionalen und psychischen Problemen führen, woraus eine Kündigung resultieren kann.

Übermäßiger Arbeitsdruck:

Der Arbeitgeber setzt dem Mitarbeiter extremen Druck aus. Dabei kann es sich um unrealistische Leistungsziele, übermäßige Arbeitsstunden oder kaum Pausen handeln, was wiederum eins zur Folge hat: Stress und Erschöpfung. Das führt im schlimmsten Fall auch zu einer Kündigung.

Aufstiegschancen unmöglich machen:

Jeder wird befördert, außer der Arbeitnehmer, der doch eigentlich alle Voraussetzungen für eine Beförderung erfüllt. Sie werden systematisch zurückgelassen. Die Hoffnung des Arbeitgebers dabei ist, dass der Mitarbeiter kündigt, da er keine Perspektive in dem Unternehmen sieht und sich erhofft, in einem anderen Job besser Aufstiegsmöglichkeiten zu haben.

Mangel an Kommunikation:

Wenn der Arbeitgeber plötzlich weniger mit dem Arbeitnehmer kommuniziert oder ihn aus wichtigen Meetings und Projekten ausschließt, könnte das ein Indiz dafür sein, dass der Arbeitgeber versucht, den Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu vergraulen.

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Wenn sogar Zoom seine Mitarbeitenden wieder ins Büro zurückholt, kann das nichts Gutes heißen. Doch ergibt es überhaupt Sinn, alles so zu machen, wie es bis zum Februar 2020 war?  

Woran merke ich, dass mein Unternehmen mich rauswerfen will?

Nicht immer steckt hinter der Aufforderung, wieder zurück ins Büro zu kommen, eine böse Absicht des Arbeitgebers. Deshalb solltest Du vorsichtig mit der Vermutung sein. Jedoch solltest Du aufmerksam werden, wenn folgende Warnhinweise auftreten:

Der Arbeitgeber sollte eine sinnvolle Erklärung dafür parat haben, warum er es für notwendig hält, Dich und vielleicht auch andere Mitarbeiter wieder zurück in das Büro zu holen. Musst Du jedoch erscheinen, ohne dass es eine Erklärung gibt oder das Thema noch einmal angeschnitten wird, sollte das ein Warnhinweis für alle Mitarbeiter sein. Ein weiterer Hinweis wäre das Suchen von Ausreden. Du bist der Meinung, dass es noch immer möglich wäre, Deine Aufgaben ortsunabhängig zu erledigen, doch Dein Chef sucht immer wieder nach anderen Ausreden, die eigentlich gar keinen Sinn machen. Ein letzter Warnhinweis könnte das fehlende Eingehen auf Deine Bedürfnisse sein. Wenn es so weit geht, dass nicht nur Du Dich unwohl fühlst, sondern Dein gesamtes Team, hängt das vielleicht mit einer Taktik des Arbeitgebers zusammen.

Hinter der „Return-to-Office-Pflicht” steckt nicht immer die verdeckte Absicht, einen Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu vergraulen. Jedoch ist es möglich und der Arbeitnehmer sollte wachsam werden, sobald mehrere Indizien darauf hinweisen könnten, dass der Arbeitgeber bestimmte Mitarbeiter ohne Grund aus dem Home-Office zurückholt.

 

Veröffentlicht
18.09.2023