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Welche Rechte und Pflichten hast Du eigentlich in einem Praktikum?

Praktika sind ein weit gefasstes Thema und es gibt nicht das eine „Praktikumsrecht“. Deshalb herrscht viel Verwirrung um die Frage, welche Rechte und Pflichten Du als Praktikant hast. Hier kommen die wichtigsten Informationen zum Thema, damit Dein nächstes Praktikum zum vollen Erfolg wird.


Ob es sich um ein freiwilliges oder Pflichtpraktikum handelt, ob Du bereits Berufserfahrung mitbringst oder wie lange das Praktikum dauert – all diese Faktoren machen einen großen Unterschied für Deine Praktikumszeit. Manchmal bist Du nur einen Tag zum „Schnuppern“ vor Ort, ohne einen Vertrag zu unterschreiben. In anderen Fällen arbeitest Du für einige Monate voll im Unternehmen mit und wirst dafür bezahlt. Welche Rechte und Pflichten Du im Einzelfall hast, hängt somit vor allem vom Vertrag ab, den Du für Dein Praktikum unterschreibst. Deshalb ist es essentiell, diesen im Detail durchzulesen und zu verstehen, bevor Du ihn unterzeichnest.

Die wichtigsten Rechte als Praktikant

Wichtig zu wissen ist in jedem Fall: Ein Praktikum ist kein rechtsfreier Raum und das Unternehmen darf nicht frei bestimmen, wann, wo oder was Du arbeitest. Deshalb ist es durchaus wichtig, Deine Rechte als Praktikant zu kennen. In der Regel sehen diese (mindestens) wie folgt aus:

  • Du hast ein Recht auf einen ordentlichen Arbeitsvertrag, der alle wichtigen Regelungen zu Deinem Praktikum enthält. Ihm kannst Du daher ebenfalls die gültigen Rechte sowie Pflichten für die Praktikumszeit entnehmen.
  • Weitere Rechte sind gesetzlich geregelt und diese gelten selbstverständlich auch für Praktika. Dazu gehört zum Beispiel das Arbeitsschutzgesetz.
  • Du hast ein Recht auf Kündigung, sprich Du kannst ein Praktikum vorzeitig beenden, falls es nicht Deinen Erwartungen entspricht. Diese Kündigungsfrist beträgt meist vier Wochen, aber auch andere Regelungen können vertraglich vereinbart werden.
  • Du darfst auch als Praktikant nicht mehr arbeiten, als im Arbeitszeitgesetz erlaubt ist. In den allermeisten Fällen handelt es sich um maximal acht Stunden pro Tag oder maximal 40 Stunden pro Woche.
  • Sobald Dein Praktikum länger als einen Monat dauert, giltst Du gesetzlich als normaler Arbeitnehmer und hast daher auch einen Anspruch auf Urlaub. Dieser ist je nach Arbeitszeit und Arbeitgeber verschieden, liegt bei einer Fünf-Tage-Woche in Vollzeit aber bei mindestens 20 Urlaubstagen pro Jahr. Kürzere Praktika müssen einen anteiligen Urlaubsanspruch gewähren.
  • Du hast das Recht auf angemessene Tätigkeiten, sprich Du darfst nicht als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden. Das bedeutet auch, dass Du als Praktikant keine unbezahlten Überstunden machen musst.
  • Ein Recht auf ein Praktikumsgehalt hast Du nur in Sonderfällen – oder, wenn ein solches im Vertrag vereinbart wurde. Besteht aber ein Recht auf Gehalt, so gilt dieses auch im Krankheitsfall, sprich Du hast ebenfalls ein Recht auf Entgeltfortzahlung.
  • Zuletzt hast Du noch ein Recht auf ein qualifiziertes Praktikumszeugnis zum Ende Deines Praktikums im Unternehmen. Dieses gilt selbst bei kurzen Praktika, die beispielsweise nur ein oder zwei Wochen gedauert haben.

Je nach Vertrag hast Du im Praktikum vielleicht sogar noch weitere Rechte – und diese einzufordern ist wichtig, um das Meiste aus Deiner Zeit im Unternehmen herauszuholen.

Diese Pflichten hast Du im Praktikum

Doch jeder Vertrag beruht bekanntlich auf Gegenseitigkeit. Wenn Du also von Deinem Arbeitgeber (auf Zeit) etwas verlangen darfst, so gilt dies auch umgekehrt. Als Praktikant bist Du zum Beispiel verpflichtet zu folgenden Punkten:

  • Wie Du nun bereits weißt, gilt ein Praktikant, der länger als einen Monat im Unternehmen bleibt, als normaler Arbeitnehmer. Somit gelten für Dich alle gesetzlich geregelten Arbeitnehmerpflichten, wie Pünktlichkeit, die Pflicht zur Krankmeldung oder zur gewissenhaften Erfüllung der Dir übertragenen Aufgaben.
  • Dein Dresscode muss zum Unternehmen und zu Deiner Position passen. Achte auf angemessene Kleidung – auch, wenn dies bedeutet, vor dem Praktikum noch in einige neue Stücke zu investieren.
  • Der Arbeitgeber kann eine Probezeit vereinbaren. Diese Probezeit musst Du akzeptieren. Sie stellt aber auch eine Chance dar, denn innerhalb der Probezeit gilt für Dich eine verkürzte Kündigungsfrist, falls sich das Praktikum als Enttäuschung herausstellt.
  • Du musst die vereinbarte Arbeitszeit ableisten und falls dies vertraglich vereinbart wurde, kann auch ein Einsatz an Wochenenden oder Feiertagen zulässig sein.
  • Du bist verpflichtet, Dein Praktikum und Dein Privatleben streng zu trennen. Wenn beispielsweise private Telefonate am Arbeitsplatz verboten sind, ist es also wichtig, solche Verbote einzuhalten.
  • Zudem solltest Du Eigeninitiative zeigen. Frage nach Aufgaben, zeige Interesse und knüpfe Kontakte – Du wirst davon noch über Dein Praktikum hinaus profitieren.
  • Keine Pflicht, aber gängige Praxis, sind ein Einstand und Ausstand im Unternehmen. Je länger Dein Praktikum dauert, desto eher wird es von Dir erwartet, eine ordentliche Begrüßung und Verabschiedung zu organisieren. So hinterlässt Du zudem einen guten ersten sowie letzten Eindruck, denn vielleicht kehrst Du ja eines Tages als Mitarbeiter in das Unternehmen zurück?!

Du siehst: Bei Praktika bietet sich ein großer Gestaltungsspielraum, was für Dich Chance und Risiko zugleich ist. Lies deshalb den Vertrag sorgfältig durch, bevor Du ihn unterschreibst, und verhandle gegebenenfalls die darin geregelten Rechte und Pflichten. So kannst Du ein Praktikum genau nach Deinen Vorstellungen absolvieren und davon optimal profitieren.

Veröffentlicht
14.06.2024

Author:in
Mirijam Merkoffer