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Angestellt oder freiberuflich ist nicht so Ihr Ding? Sie wollen sich lieber mitverantwortlich in einem jungen Startup engagieren? Dann bewerben Sie sich als Mitgründer oder Geschäftspartner. Branchen-Kenner erklären, worauf es ankommt.
Das Business-Modell steht, die erste Finanzierungsphase durch einen großen deutschen Mittelständler ebenfalls, und die Sales- und PR-Strategie läuft gerade an. Eigentlich hätte Marius Streb allen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen, denn in wenigen Wochen hat er mit seinem FinTech-Startup Radenbrock den Markteintritt geplant. Die Idee: ein digitaler Robe Adviser, der eine neue Art der aktiven Vermögensverwaltung bietet. Auf dem Weg zum erfolgreichen Startup fehlt dem 22-Jährigen allerdings bislang eine wichtige Zutat: der passende Geschäftspartner nach dem er über Netzwerke wie XING und auf Job-Plattformen wie founderio.com oder startupsucht.com Ausschau hält. „Um unsere Software zu entwickeln, suche ich einen leitenden IT-Experten, der kreativ und offen für Neues ist“, betont Streb. Auch die Bereitschaft, eigene Wünsche für das Unternehmen zurückzustecken, nennt er als wichtiges Einstellungskriterium: „In einem Gründerteam mitzuarbeiten bedeutet, sich von den üblichen Arbeitszeiten zu verabschieden. Das ist kein Nine-to-Five-Job, da sollte man flexibel sein“, erklärt der CEO.
Auch in Bezug auf das Gehalt müssen Sie als Bewerber anfangs - wie in vielen Startups üblich - vermutlich Abstriche machen. Sprechen Sie daher rechtzeitig über Gehaltsfragen und kommunizieren Sie dieses Thema am besten schon im Vorstellungsgespräch. „Wir verlangen nicht, dass jemand gratis für uns arbeitet. Aber die ersten Monate werden wir vorerst auch unsere Führungskräfte nicht branchenüblich bezahlen können“, sagt Marius Streb. Freuen dürfen Sie sich stattdessen über eine Entlohnung der anderen Art, denn immerhin begegnen Sie in einem Startup täglich den unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus verschiedensten Branchen. Auch das kann bereichernd sein.
Flexibilität steht auch für Garry Levin an vorderster Stelle, wenn es um die Personalsuche für sein Startup Hocaboo geht, das er vor zwei Jahren mit seinem Freund Felix Mischke gegründet hat. Die Hotel- und Hospitality-App unterstützt Arbeitgeber auf der Suche nach Fach- und Führungskräften indem für eine Pauschale passende Kandidaten per Match-Score vorgeschlagen werden. Zudem können auch Bewerbungsgespräche via Live-Chat geführt werden. Erst kürzlich hat Levin eine neue Führungsposition in der IT geschaffen und mit einem langjährigen Freelancer besetzt. Allen Bewerbern, die es auf einen Spitzenjob in einem Startup abgesehen haben, rät er: „Es ist wichtig, das Sie hinter dem Unternehmen stehen und bereit sind, sich stark einzubringen.“ Das Startup-Geschäft sei schließlich ständig in Bewegung, „da bleibt kaum Zeit zum Ausruhen“, erklärt der 28-jährige Berliner. Und weil sich die Räder selbst dann weiterdrehen müssen, wenn der Chef mal nicht im Büro ist, steht auch das Thema Vertrauen weit oben. „Mir persönlich ist wichtig, dass ich mich auf meine Geschäftspartner und Mitarbeiter verlassen kann, da ich häufig geschäftlich verreist bin“, so Levin.
In einem Startup sind Macher-Mentalitäten gefragt. Kreativ, flexibel, offen für Neues und finanziell beweglich sollten Sie sein. Klingt nach der eierlegenden Wollmilchsau? Nicht ganz, schließlich ist jedes Startup anders und stellt ganz eigene Anforderungen an Bewerber. „Studieren Sie deshalb die Stellenausschreibung und das Geschäftsmodell ganz genau, um herauszufinden, ob es zu Ihren Wünschen und Erwartungen passt“, rät Claudia Kirsch. Die selbstständige Unternehmensberaterin aus Hamburg ist seit über 20 Jahren spezialisiert auf das Coaching von Startups und kleinen Unternehmen. Sie kennt die Spielregeln für eine erfolgreiche Geschäftspartnerschaft und weiß: Sind Hierarchien unklar definiert, kann dies die Zusammenarbeit im Team erschweren. Daher ist es sinnvoll, die eigenen Vorstellungen von der zukünftigen Position frühzeitig zu durchdenken. Fragen Sie sich zum Beispiel: Wie will ich mich im Startup einbringen? Welche Rolle will ich spielen? Und wie viel bin ich bereit einzubringen? Manchmal werden auch finanzielle Beteiligungen oder ein zeitliches Engagement über die Arbeitszeit hinaus verlangt. „Da sollte jeder genau prüfen, was für ihn in Frage kommt, sonst wird es schnell riskant“, so Kirsch. Generell rät die Expertin zum offenen Austausch. „Kluges Mitdenken und das Reflektieren der Unternehmensziele und -strukturen sind unerlässlich, wenn Sie die ersten Bewerbungsgespräche mit dem Startup führen.“
Wenn Sie unternehmerisches Denken besitzen und bereit sind, in flachen Hierarchien mit viel Entwicklungspotenzial mitzuarbeiten, stehen Ihre Chancen auf eine Führungsrolle im Startup gut. Scheuen Sie sich nicht, auf Stellenausschreibungen zu reagieren, selbst wenn das Anforderungsprofil enorm anspruchsvoll klingt. Ein wenig Mut und Risikobereitschaft sollte schließlich jeder angehende Startup-Mitgründer mitbringen. Und auch ein Quäntchen Optimismus kann nicht schaden.
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Veröffentlicht
30.06.2017