© Brothers91 / Getty Images
In den USA ist die Anzahl an Freelancern deutlich höher als hierzulande – und sie steigt rasant. Auch in Deutschland erfreut sich das Arbeitsmodell steigender Beliebtheit auf beiden Seiten. Aber welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich? Hier kommen die Antworten.
In den USA gab es schon im Jahr 2022 rund 60 Millionen Freelancer. Bis zum Jahr 2028 soll diese Zahl auf knapp 90 Millionen steigen, so die Prognosen (Quelle: Statista). Hierzulande ist die Selbständigkeit deutlich weniger verbreitet und der Anstieg der Zahlen geht nur schleppend voran.
Trotzdem findet er statt und Experten sind sich sicher: Wir steuern auf das „Zeitalter der Freelancer“ zu. Denn die Veränderungen auf den Märkten wie die Digitalisierung und die Globalisierung führen dazu, dass Unternehmen flexibler werden müssen, um sich schneller an veränderte Bedingungen anzupassen und beispielsweise auf wirtschaftliche Schwankungen zu reagieren.
Doch auch die klassische Festanstellung bringt Vorteile für beide Seiten mit sich, sodass das Arbeitsmodell keinesfalls durch Freelancer ersetzt, aber ergänzt wird. Falls Du von der Arbeit als Freelancer träumst, genießt Du also derzeit hervorragende Zukunftsperspektiven, um den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer sollten sich in diesem Zuge fragen, welches Arbeitsmodell im Einzelfall besser passt – und was wann die bessere Wahl ist.
Langfristig bei einem Unternehmen zu arbeiten, bedeutet eine enge Bindung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Mitarbeiter identifizieren sich mit dem Unternehmen und steigen mit der Zeit hierarchisch immer weiter auf. Sie sind daher die beste Wahl für langfristige Projekte und dauerhafte Aufgaben, die kontinuierliche Aufmerksamkeit erfordern.
Sie wachsen zudem in ihren Teams zusammen und können daher besonders gut Aufgaben erledigen, die ein hohes Maß an Kommunikation sowie Kooperation erfordern. Aber auch Führungspositionen mit personeller Verantwortung sollten durch feste Mitarbeiter besetzt werden – ein Interim Manager ist höchstens eine Überbrückungslösung. Nur so kann eine langfristige Vertrauensbasis zwischen Führungskräften und ihren Teams entstehen, um eine maximale Produktivität zu erreichen und die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen.
Feste Mitarbeiter sind zudem die bessere Wahl, wenn für Aufgaben internes Wissen erforderlich ist oder ihr Fachwissen langfristig im Unternehmen benötigt wird. Denn auf lange Sicht sind Freelancer in der Regel teurer als Festangestellte. Zudem können kritische Positionen so zuverlässig besetzt werden, ohne ständige personelle Wechsel.
Es sind daher vor allem Schlüsselpositionen im Unternehmen sowie repetitive Aufgaben, die durch feste Mitarbeiter übernommen werden sollten. Schlussendlich spielen aber auch die langfristigen Ziele des Unternehmens, seine Branche sowie seine Leitwerte eine Rolle dabei, ob es eher auf feste oder freie Mitarbeiter setzen will beziehungsweise muss.
Für Dich als Arbeitnehmer bedeutet das: Wenn Du nach einem gewissen Maß an Sicherheit strebst und Dir das Gefühl wünscht, zu einem Unternehmen zu gehören – Dich sozusagen damit zu identifizieren –, ist die Festanstellung die bessere Wahl. Sie bietet Dir zudem die Möglichkeit einer klassischen Karriere mit hierarchischem Aufstieg und eine angenehme Routine, sobald Du eingearbeitet bist.
Freelancer bleiben hingegen nur für einen überschaubaren Zeitraum im Unternehmen. Sie werden oft für Projekte mit begrenzter Dauer engagiert, beispielsweise für wenige Wochen oder Monate. Aber auch, um Auftragsspitzen abzufedern oder kleinere Tätigkeiten zu übernehmen, die keine neue Stelle rechtfertigen würden, sind Freelancer die beste Wahl.
Ihr Stundensatz ist zwar auf den ersten Blick höher, auf den zweiten Blick entfallen aber die Lohnnebenkosten, weshalb Freelancer für einen gewissen Zeitraum meist sogar günstiger sind. Bleiben sie hingegen langfristig und in einem größeren Ausmaß im Unternehmen – die Anzahl an Stunden betreffend –, so können sie mit der Zeit die teurere Wahl sein. Dafür bieten sie ein Plus an Flexibilität und sie bringen frische Perspektiven sowie Fachwissen mit ins Unternehmen, wie vorab geschildert.
Besonders gut geeignet sind Freelancer demnach für kurzfristige Projekte, hochspezialisierte Aufgaben oder Nebentätigkeiten. Sie können zudem als Experten für komplizierte Fragestellungen herangezogen werden oder bei einer internen Umstrukturierung helfen. Eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Freelancern findet sich daher in Branchen, die stark projektbasiert arbeiten, sowie in Branchen mit ausgeprägtem Fachkräftemangel.
Wenn Du darüber nachdenkst, selbst als Freelancer tätig zu werden, sind es also vor allem diese Branchen, in denen Du beste Startvoraussetzungen genießt. Dabei profitierst Du von mehr Selbstbestimmung, da Du selbst über Deine Arbeitszeiten und -inhalte entscheiden kannst – zumindest bei guter Auftragslage. Du hast zudem höhere Verdienstchancen und maximale Abwechslung, indem Du immer wieder neue Kunden und Projekte betreust. Im Gegenzug verzichtest Du auf finanzielle Sicherheit und musst ein eigenes Unternehmen führen, sodass Du insgesamt oft mehr und ohne geregelte Zeiten arbeitest.
Schlussendlich bringen beide Arbeitsmodelle wiederum für beide Seiten Vorteile mit sich. Es obliegt daher dem eigenen Ermessen, für welche Variante sich die Arbeitgeber und -nehmer entscheiden – und wie sie diese gestalten möchten. Unternehmen sollten dabei vor allem den Projektumfang und die -dauer, das Budget, die Ressourcen, die Unternehmenskultur sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften und Freelancern in dem jeweiligen Bereich berücksichtigen.
So treffen sie garantiert die richtige Entscheidung. Arbeitnehmer sollten sich derweil fragen, ob sie die Chance nutzen und sich selbständig machen wollen…oder, ob sie sich in der Festanstellung wohler fühlen. Möchtest Du den Sprung in die Selbständigkeit wagen, ist es zudem wichtig, die Branche zu analysieren und Dich persönlich sowie fachlich darauf vorzubereiten, fortan ein eigenes Unternehmen zu führen. Dann stehen die Chancen auf Erfolg gut und sie werden in den kommenden Jahren sogar weiter steigen.
Veröffentlicht
17.09.2024
Author:in
Mirijam Merkoffer