Zwei Frauen geben sich im Büro über den Schreibtisch hinweg die Hand. © Klaus Vedfelt / Getty Images

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Lügen beim Bewerbungsgespräch – die Taktik der Gewinner?

Lügen im Bewerbungsgespräch? Tut jeder mal. Doch ist das so gut oder kann das auch gefährlich werden?


Auch ohne dass man es will, klingt jeder von uns bei Bewerbungsgesprächen anders als wir eigentlich sind. Man neigt zum Übertreiben, Ausschmücken und Dehnen der Wahrheit. Das ist nichts Ungewöhnliches, so gut wie jeder tut es. Authentizität sollte trotzdem das A und O bleiben, auch während man über die eigenen Stärken spricht.   

„Faking“ ist normal

Etwas übertreiben und die Wahrheit ein wenig dehnen ist weder gewissenlos noch schäbig, laut Volker Sommer (Prof. für Evolutionäre Anthropologie) ist es evolutionär bedingt. Er nennt diese Art des Lügens eine „Triebfeder der Intelligenz“. Warum? Weil die Menge an kreativer Energie, die in eine Lüge fließt, unglaublich hoch ist. Doch wie bei allem ist das Maß entscheidend.

Authentizität sichert das Vertrauen des Menschen, mit dem man interagiert. Und genau deshalb ist es nicht empfehlenswert zu lügen, wie klein die Lüge auch sein mag. „Faking“, wie es mittlerweile in Fachkreisen genannt wird, ist jedoch keine kleine Lüge. Dabei geht es mehr darum, einem zukünftigen (potenziellen) Arbeitgeber verdrehte oder sogar falsche Informationen zu geben.
Forscher an der Universität Ulm untersuchten das Phänomen und fanden heraus, dass Faking hilfreich sein kann. Die Intelligenz, die dahintersteckt, kann von Vorteil sein.

Trotzdem kann das nur auf kurze Sicht funktionieren. Mit der Zeit werden all die Sachen, die wir zu faken versuchen, ans Licht kommen. Wir sind nun mal nicht perfekt und ist das nicht eigentlich auch okay so? Warum „verschönern“ wir uns im Vorstellungsgespräch? Die Mischung aus gut genug und authentisch. Wie macht man das? 

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Denksportaufgaben sorgen bei vielen Bewerbern für Angst. Schließlich erfreuen sich diese „Brainteaser“ unter Personalern großer Beliebtheit. Doch welchen Zweck haben sie eigentlich und wie kannst Du souverän reagieren? 

Motivation aus uns selbst heraus

Die sog. intrinsische Motivation steht bei vielen Coachings und Tipps im Vordergrund. Bewerber sollen ihren inneren Antrieb kennen. Die Frage nach der eigenen Freude im Leben, nicht materiellen Wünschen und persönlichen Zielen können helfen. Die typischen Antworten, die wir oft vor solchen Gesprächen üben, sind zu wenig. Lieber sollten wir dem Gegenüber erklären, was wir erreichen wollen und warum das auf das geforderte Profil passt.  

Doch was genau ist eigentlich intrinsische Motivation? Zunächst ist intrinsische Motivation das Gegenteil von extrinsischer Motivation. Innen vs. Außen, wenn man so will. Die Forschung hält die intrinsische Motivation für die stärkere von beiden.

Folglich ist es auch für Arbeitgeber besser, wenn wir intrinsisch motiviert handeln. Dann handeln wir freiwillig, ohne nur auf Lob oder Geld zu achten. Das Interesse am Job, am Projekt, an der jeweiligen Aufgabe steht im Vordergrund. Wenn man nach extrinsischen Motiven handelt, ist das Gegenteil der Fall. Wir wollen einen Gegenwert für die erbrachte Leistung. Das Interesse flacht schnell ab und wir entscheiden uns schneller für etwas anderes.
Aus der Sicht eines Personalers heißt das, das sie Menschen mit intrinsischer Motivation suchen, damit diese dem Unternehmen treu bleiben. 

Natürlich geht es nicht völlig ohne extrinsische Motivation. Wir wollen alle Geld für unsere Arbeit und auch Anerkennung vom Chef. Niemand will sich unter Wert verkaufen. Beide Motivationen sind wichtig. Entscheidend ist nur, welche man davon in einem Vorstellungsgespräch ausspielt.

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Auch mit Emotionen überzeugen – aber im gesunden Maß

Weil unsere intrinsischen Motivationen so tief in uns verankert sind, lösen sie Emotionen aus. Bei uns selbst und unserem Gegenüber. Es sind ehrliche Dinge, über die wir reden, das freut auch die Leute, die den ganzen Tag nur antrainierte Sätze hören.

Doch auch hier gilt: das gesunde Maß ist entscheidend. Emotionen, ja. Seelenstriptease, nein. Schließlich ist es immer noch eine Arbeitsbeziehung. Ehrlichkeit und Vertrauen sind gut, jedoch sollte man es nicht übertreiben.

Die beste Vorbereitung für ein solches Gespräch ist ein weiteres Gespräch. Doch nicht mit einem Personaler, sondern mit einer Freundin, einem Freund oder dem Partner. Sprecht über die intrinsischen Motivationen, die euch antreiben. Es ist einfacher Dinge zu verbalisieren, die wir bereits vorher einmal verbalisiert haben.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Authentizität bedeutend ist, generell und auch in Bewerbungsgesprächen. Die Wahrheit sollte dafür das Mittel der Wahl sein. Diese ein bisschen zu verdrehen ist zwar nicht verwerflich, aber mit Gefahren verbunden. Es ist moralischer – und einfacher – die Wahrheit zu sagen. Sich selbst gut zu kennen, hilft dir, dich zu vermarkten.

Veröffentlicht
18.07.2022