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Wer bekommt den Ausbildungsplatz bei gleicher Qualifikation, Frauen oder Männer? Eine Studie zeigt die mangelnde Chancengleichheit bei der Lehrstellensuche.
Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben Frauen oft schlechtere Chancen als ihre männlichen Mitbewerber, auch wenn sie die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Ihre Bewerbungen werden etwa bei gleichem Notendurchschnitt oder gleichen praktischen Erfahrungen regelmäßig als schlechter eingestuft. Das ist das Ergebnis einer vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung veröffentlichten Studie. Diese schlechteren Chancen für Frauen seien "in Zeiten des Fachkräftemangels ein fatales Signal“, so Dorothea Kübler vom WZB. Gerade wenn Frauen sich in männerdominierten Branchen um einen Ausbildungsplatz bewerben, werden sie immer wieder benachteiligt. Dagegen hätten Männer in Ausbildungsberufen mit hohem Frauenanteil keine Nachteile. "Selbst in erzieherischen und pflegerischen Berufen", so die Studie, hätten Frauen schlechtere Chancen. Bei der Untersuchung wurden 636 Personalverantwortlichen aus deutschen Unternehmen so genannte Vignetten, fiktive Bewerberprofile, vorgelegt. Die Bewerbungen sollten dann auf einer Skala bewertet werden.
Das Ergebnis: Bei gleichen Lebensläufen wurden Männer auf einer Skala von 1 bis 10, im Durchschnitt von den Personalern um 0,9 Bewertungspunkte besser beurteilt. Noch deutlicher zeigte sich die Diskriminierung in einzelnen Branchen: In erzieherischen oder pflegerischen Berufen gaben die Befragten bei gleicher Qualifikation den Männern häufig den Vorzug. Sie wurden im Schnitt um 1,09 Punkte besser bewertet, wie die Grafik zeigt.
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Beim Zugang zu Berufen mit einem geringeren sozialen Status haben Bewerberinnen ebenfalls schlechtere Chancen als ihre männlichen Mitbewerber: Die Bewertung von Frauen, die sich für einen Ausbildungsplatz als Fachfrau/-mann für Systemgastronomie bewerben, ist um fast einen Bewertungspunkt schlechter als die für männliche Bewerber, die den gleichen Lebenslauf aufweisen. Das wäre so, als sei der Notendurchschnitt einer Bewerberin nicht die Note 2, wie sie im Zeugnis steht, sondern die Note 3. Auch bei Bewerbungen für Berufe mit mittlerem Status wie z. B. Erzieher/-in schneiden Frauen überraschenderweise schlechter ab als Männer. In technischen Berufen lagen die Männer gleich um 1,23 Bewertungspunkte weiter vorne. Hier hat sich trotz aller jahrelanger Bemühungen von Wirtschaft und Politik so gut wie nichts getan. Kaum ein Trost ist es da, dass in Ausbildungsberufen mit hohem Frauenanteil oder einem höheren Status (z. B. Immobilienkaufmann/-kauffrau) die männlichen und weiblichen Bewerber etwa gleich bewertet werden.
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Veröffentlicht
02.06.2017