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Introvertierte Arbeitnehmer haben im Berufsleben manchmal einen Nachteil. Doch das muss nicht sein, denn mit der richtigen Einstellung und einigen Tipps wird Deine Intraversion sogar zum Vorteil.
In vielen Unternehmen werden eher extrovertierte Mitarbeiter befördert. Sie fallen auf, wirken selbstbewusst und ihnen wird Kommunikationstalent zugeschrieben. Dennoch sind sie nicht zwingend die bessere Wahl. In der Ruhe liegt die Kraft, sagt man schließlich nicht ohne Grund. Introvertierte Menschen bringen mindestens ebenso viele Talente mit sich und wenn sie diese richtig nutzen, können sie zum Karrierevorteil werden. Falls auch Du zu den Personen gehörst, die eher nach innen gerichtet sind, äußerlich ruhig wirken und gerne übersehen werden, findest Du hier einige Tipps, um Deine Intraversion zum Vorteil zu nutzen, ohne Dich ändern zu müssen:
Wie soeben erwähnt, bringt die Intraversion durchaus Nachteile mit sich, was aber ebenso für die Extraversion gilt. Es ist daher für jeden Menschen wichtig, auch die eigenen Schwächen zu reflektieren und daran zu arbeiten. In Deinem Fall kann das bedeuten, Dir jeden Tag eine Aufgabe zu stellen, in der Du Dich überwinden musst. Du kannst zum Beispiel in einem Meeting das Wort ergreifen oder im Aufzug ein Gespräch beginnen. Mit jeder gemeisterten Aufgabe baust Du Ängste ab und Selbstvertrauen auf, sodass es Dir in Zukunft immer leichter fällt, Deine Intraversion zu überwinden, wenn Du musst.
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Manche Menschen sind extrovertierter, andere introvertiert und auch Mischformen gibt es. Das ist normal und vollkommen in Ordnung. Falls Du eher introvertiert bist, gibt es daher keinen Grund zur Scham und Du musst Dich nicht ändern. Stattdessen gilt es, Deine Einstellung zu ändern. Lerne, Deine Intraversion nicht als Nachteil zu begreifen, sondern die Stärken darin zu erkennen. Du bist vielleicht aufmerksamer, hast ein besseres Gespür für Situationen oder ein hohes Maß an Empathie. Frage Dich also, wo Deine Stärken liegen, trotz – oder gerade wegen – der Intraversion. Dann kannst Du diese nutzen, um Dein Selbstbewusstsein aufzubauen und in Bewerbungs- oder Beförderungsprozessen zu überzeugen.
Dass das Netzwerken wichtig für Deine Karriere ist, gilt unabhängig von Deinen Wesenszügen. Auch Introvertierte sollten daher ausreichend Zeit für das Netzwerken nutzen und dieses Netzwerk konsultieren, wenn sich eine Chance ergibt, beispielsweise im Rahmen einer Jobsuche. Doch die gute Nachricht lautet: Dieses Netzwerk muss nicht groß sein. Qualität ist wichtiger als Quantität und genau hierbei kannst Du Deine Stärke nutzen: Dich zwar langsamer, aber intensiver auf andere Personen einzulassen. Triff Dich beispielsweise mit einzelnen Personen zu einem Abendessen oder suche das Vieraugengespräch in der Kaffeeküche. Nutze Online-Kanäle zur Kontaktaufnahme oder andere Strategien, mit denen Du Dich wohlfühlst. Dann strahlst Du zugleich Selbstbewusstsein aus und kannst auch als introvertierte Person ein starkes Netzwerk aufbauen, sei es kleiner oder doch überraschend groß.
Jeder Mensch erlebt Situationen, in denen er sich unwohl fühlt. Bei Introvertierten ist dies häufig der Fall, wenn sie sich in Menschenmassen aufhalten oder vor fremden Personen sprechen müssen. Auch in Meetings oder Gruppendiskussionen fällt es ihnen oft schwer, sich Gehör zu verschaffen. Bereite Dich mental und fachlich auf solche Situationen vor. Dann kannst Du sie souveräner meistern und sie sorgen für weniger Unwohlsein. Zudem kannst Du so an Deinen Schwächen arbeiten. Du kannst beispielsweise üben, vor anderen Personen zu sprechen, und dadurch auf lange Sicht die Nachteile der Intraversion ausgleichen – und die Vorteile maximal ausnutzen.
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Intraversion ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. In vielen Fällen bedeutet sie jedoch, dass Du viel Ruhe brauchst. Am besten gelingt dies, wenn Du ein bisschen Zeit für Dich selbst hast, ohne „Input“ von außen oder die Gespräche der Kollegen im Hintergrund. Überlege daher, wie Du Deinen Arbeitsalltag so gestalten kannst, dass Du diese Ruhezeiten findest. Eine (teilweise) Homeoffice-Regelung ist dafür eine Möglichkeit. Oder Du ziehst Dich in der Mittagspause zurück, anstatt in die Kantine zu gehen. Auch die Bitte um ein Einzelbüro oder die Nutzung von Telefonkabinen sind typische Beispiele, je nach Umgebung, die Dir am Arbeitsplatz geboten wird. Werde daher gerne kreativ, finde das zu Dir passende Arbeitsmodell und besprich dieses mit Deinen Vorgesetzten. Auch diese sind schließlich daran interessiert, dass Du gesund und zufrieden bist sowie Höchstleistungen erbringen kannst – und daher lässt sich in der Regel ein Kompromiss finden, der für alle Beteiligten in Ordnung ist.
Du musst nicht laut sein und andere Personen übertönen, um Gehör zu finden. Auch musst Du Deine Anliegen nicht zwingend in Meetings oder größeren Gruppen besprechen. Als introvertierte Person hast Du eine andere Form der Kommunikation und das ist in Ordnung. Finde heraus, wie Du am besten kommunizierst und wie dies im Arbeitsalltag gelingt. So kannst Du Deine Stärken optimal ausspielen, ohne Extraversion vorzugaukeln. Vereinbare beispielsweise Termine für Vieraugengespräche oder schreibe eine E-Mail, wenn Du Dich damit wohler fühlst. Hin und wieder Deine Komfortzone zu verlassen, ist dennoch sinnvoll, um in Deiner Persönlichkeitsentwicklung voranzukommen. Wie so oft im Leben, gilt es also auch hierbei das richtige Mittelmaß zu finden.
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Fühlst Du Dich hingegen im Arbeitsalltag durchweg unwohl, so hast Du eventuell den falschen Karriereweg eingeschlagen. Deshalb solltest Du Dich am besten schon vor Deinem Berufseinstieg fragen, welcher Beruf wirklich zu Dir passt und wie Dein optimales Arbeitsumfeld aussieht. Dafür ist es aber auch nach dem Berufseinstieg oder sogar kurz vor der Rente noch nicht zu spät. Falls Du also merkst, dass die Intraversion zum echten Hindernis wird, kannst Du eine berufliche Neuorientierung erwägen, um in Zukunft stressfreier sowie zufriedener zu arbeiten – und Deine Stärken besser ausspielen zu können.
Veröffentlicht
02.02.2024
Author:in
Mirijam Merkoffer