So überraschen Sie im Vorstellungsgespräch

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Der Rat der Weisen: Überraschen Sie positiv im Vorstellungsgespräch

Lebenslauf, Arbeitsproben, Social-Media-Check - wenn das Vorstellungsgespräch beginnt, weiß Ihr Gegenüber schon viel von Ihnen. Wie Sie ihn trotzdem noch positiv überraschen können, weiß unser Weise Claus Peter Müller-Thurau.


"Der Rat der Weisen" von Bewerbung.com ist eine Gruppe hochkarätiger Personal- und Karriereexperten, die an dieser Stelle regelmäßig Themen rund um Bewerbung, Gehalt und Karriere behandelt. Unserem Weisen Claus Peter Müller-Thurau* haben wir heute folgende Frage gestellt:

"Herr Müller-Thurau, womit kann man im Bewerbungsgespräch wirklich positiv überraschen?"

Claus Peter Müller-Thurau: "Kann man", fragte ein Bewerber den Personalleiter eines Unternehmens der Food-Industrie bei der Begrüßung, "kann man die Stachelbeeren aus dem Jahre 1916 in der Vitrine unten im Foyer noch essen?" Da das Unternehmen stolz auf seine Geschichte und die Erfindung von Verfahren zur Erhöhung der Haltbarkeit von Beeren und Obst ist, kam diese Frage gut an. Small Talk muss also gar nicht langweilig sein. Bei einer rechtzeitigen Anreise zum Interview sollte man auch mal kurz das "Schwarze Brett" lesen. Aha – die Zahl der Betriebsunfälle ist deutlich rückläufig und demnächst findet für die Mitarbeiter ein firmeninterner Halbmarathon statt. Hier lassen sich oft unerwartete Aufhänger für einen Gesprächsstart finden, die zeigen, dass man mit offenen Augen durch die Welt geht. Die Wahl eines geeigneten Aufhängers setzt allerdings Empathie voraus. Externe Bewerber um eine Aufgabe in einem Hamburger Unternehmen sollten den G 20-Gipfel lieber nicht thematisieren.

"Gute vorbereitete Fleißbienchen sammeln Pluspunkte"

Überraschen kann man als Jobaspirant seine Gesprächspartner auch mit einer, leider nicht üblichen, guten Vorbereitung. In Braunschweig gibt es einen Fachzeitschriftenverlag, der in einem Gebäude residiert, das an die Bauhaus-Architektur der 20er-Jahre erinnert und man erwähnt dies sogar auf der Homepage. Für die meisten Bewerber ist diese Information belanglos. Und dann taucht da jemand auf und sagt: "Walter Gropius, Feininger, Dessau, Weimar ... Ihr Unternehmen hebt sich ja wohltuend von vielen anderen architektonisch langweiligen Firmensitzen ab." Hier gibt es Fleißbienchen in Sachen Vorbereitung. Ja – wer gut vorbereitet ist, beantwortet implizit die Frage nach der Motivation für seine Bewerbung. Und abschließend noch ein Beispiel aus eigener Praxis, wie man als Bewerber für eine Überraschung gut sein kann. "Bitte erzählen Sie uns etwas über Ihre persönlichen Stärken", fragt der Personaler. Die Antwort: "Ich werde häufig unterschätzt." Das ist unwiderstehlich. 

Der Rat der Weisen: Mit 52 ist nicht alles vorbeiDer Rat der Weisen: Überraschen Sie positiv im Vorstellungsgespräch *Der Weise: Claus Peter Müller-Thurau ist Diplom-Psychologe und als Human-Resources-Manager tätig. Nach dem Studium startete er als Personalberater bei der schwedischen Beratungsfirma Mercury Urval GmbH, danach wurde er Leiter der Personalentwicklung und Nachwuchsförderung im Axel Springer Verlag und später Geschäftsführer der Personal- und Unternehmensberatung Selecteam GmbH. Müller-Thurau ist Dozent an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Hamburg und hält Vorlesungen in den Fächern HR-Organisation und HR-Personalwirtschaft. Als Autor hat er im Haufe Verlag Titel wie "Bewerbungstipps und -tricks" und "101 Fragen und Antworten im Vorstellungsgespräch" publiziert. Mehr unter www.mueller-thurau.de


Veröffentlicht
12.07.2017