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Google ist einer der beliebtesten Arbeitgeber der Welt. Trendy, modern und dynamisch - bei so vielen Interessierten kann sich der Internetriese seine Kandidaten aussuchen. Doch bei der Suche nach Talenten geht es dem Unternehmen gar nicht so sehr um Examensnoten und Testergebnisse. Vielmehr legen Google's Personalexperten Wert auf Soft Skills - den "Googliness"-Faktor, wie sie ihn nennen. Was diesen Faktor ausmacht, was Bewerber für einen Job bei Google mitbringen müssen und wie verrückt Bewerbungen beim Suchmaschinen-Giganten sein können, verrät Recruiting Specialist Carolin Ochsendorf im Interview.
Sehr gerne. Ich habe vor über 11 Jahren bei Google angefangen und rekrutiere neue Mitarbeiter hauptsächlich in unsere Vertriebsteams in Europa. Ursprünglich habe ich Psychologie in Deutschland und den USA studiert und nach meiner ersten Berufserfahrung festgestellt, dass Konzerne nicht so gut zu mir passen. Daher bewarb ich mich bei Google - damals war das ja noch ein Start-up in Deutschland. Inzwischen bin ich immer noch glücklich hier, denn es fühlt sich nach wie vor wie ein dynamisches kleines Unternehmen an. Derzeit arbeite ich vor allem auf den Emerging Markets und rekrutiere für die Türkei und Länder in Afrika. Zudem bin auch als Karrierecoach bei Google tätig.
Die große Liebe zur Technik, die wunderbaren Kollegen und der große Innovationsdrang. Google ist ständig dabei Bewährtes zu überdenken, zu verbessern und neue Produkte auf den Markt zu bringen. Außerdem sind wir ein Unternehmen, das soziale Verantwortung übernehmen möchte. Wir haben gerade zum Beispiel unser jährliches ‘Google Serve’ Projekt beendet - zwei Wochen, in denen jeder bei Google (global) während der Arbeitszeit für unterschiedliche soziale Einrichtungen tätig sein kann. Einige Kollegen haben sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, im Naturschutz oder auch für Krebspatienten spezielle Kissen genäht - jeder kann und darf da etwas tun, wo er gerne der Gemeinschaft, in der wir leben, etwas zurückgeben möchte. Ein persönliches Beispiel ist, dass ich, nachdem ich meine zwei Kinder bekommen habe, wieder zurück kam und sofort in Teilzeit sehr interessante, internationale Aufgaben bekam und befördert wurde - das sollte normal sein, ist es aber in vielen Unternehmen dann doch noch nicht.
Wir haben allein in Deutschland vier Standorte, die größten in Hamburg und München. In der Google Deutschlandzentrale Hamburg haben wir ein sehr großes Vertriebsteam sowie die Marketing- und Rechtsabteilung. In München sind unsere Software-Entwickler beheimatet. Das größte Engineering Office außerhalb der USA ist in Zürich angesiedelt und wie München wächst auch dieser Standort. Wir haben in fast allen Europäischen Ländern lokale Büros, die Kunden aus dem jeweiligen Land betreuen - somit gibt es zumeist immer ein Vertriebsteam.
Das ist eine wirklich gute Frage - tatsächlich kann ich die so gar nicht beantworten. Mein Team sitzt nicht unbedingt in dem Land, für das es arbeitet, d.h. wir haben Kollegen in London, Dublin, Paris, Hamburg, Prag und Stockholm sitzen und die arbeiten für alle Ländern in Europa, im mittleren Osten und Afrika. Somit kommen die Bewerbungen nicht am Standort an, sondern werden nach Funktion von dem jeweiligen Recruiter angeschaut. Es stimmt, dass wir uns die Bewerbungen alle anschauen.
Am besten ist es natürlich, wenn die Kandidaten ihre Profile in den Business Netzwerken aktuell halten, wie XING und LinkedIN. Wir suchen auch dort nach passenden Kandidaten. Wir arbeiten zudem stark mit Empfehlungsmanagement, denn unsere Mitarbeiter kennen oft geeignete Kandidaten und schlagen diese vor. Dabei sind grundlegend natürlich eine hohe Technikaffinität, Freude an Innovation und Erfahrung aus einem ähnlichen Bereich hilfreich.
Das mag sich jetzt merkwürdig anhören, aber ein Lebenslauf sollte nicht zu lang sein – das zeigt uns, ob jemand Prioritäten setzen kann. Natürlich achten wir auf Orthographie aber genauso wichtig ist es einen individuellen Weg erkennen zu können. Oft ist ja gerade eine Lücke (Sabbatical, Zusatzausbildung etc.) ein interessanter Fakt, der mehr über einen Kandidaten aussagt, als ein nahtloser tabellarischer Lebenslauf.
Google ist ja sehr stark gewachsen und wir haben in den Jahren selbst viel über den Recruiting-Prozess gelernt; er hat sich im Laufe der Zeit also sehr verändert. Heute haben alle Kandidaten im Schnitt vier Interviews, persönlich oder per Videokonferenz. Diese Gespräche führen die potenziellen zukünftigen Kollegen, die zukünftigen Vorgesetzten sowie jemand, der etwas ganz anderes bei Google macht. Jedes der Interviews fokussiert sich auf einen Faktor, den wir als Prädiktor für eine erfolgreiche Zukunft bei Google identifiziert haben: 1. analytische Fähigkeiten, 2. der Fit für die Position, 3. die Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen und Innovation voranzutreiben sowie 4. der Fit zu unserer Kultur. Damit wollen wir sicherstellen, dass jemand nicht nur auf einen Job bei Google passt, sondern derjenige sollte auch die Möglichkeit haben, sich bei Google weiterentwickeln zu können - also eine langfristige Perspektive bei Google wahrnehmen zu können.
Googliness meint eigentlich den Fit zu unserer Firmenkultur und unseren Werten. Es setzt sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Unter anderem gehört dazu Teamfähigkeit, da wir zumeist in kleinen Teams arbeiten. Eine schnelle Auffassungsgabe gehört auch dazu, so wie auch die Fähigkeit, Ideen einzubringen und mit Neugier und Begeisterung Veränderung voranzutreiben. Für mich ist Googliness die Freude, jeden Tag im Büro mit meinen Kollegen arbeiten zu dürfen und wenn ich jemanden außerhalb des Büros treffe, dann freue ich mich auch jedes Mal, dass man einen gemeinsamen Kaffee trinken kann.
Das sind sicherlich zwischen 30-40%, je nach Land und Team. Wir gehen davon aus, dass gute Leute gute Leute kennen und das hat sich in der Vergangenheit auch so bewahrheitet. Allerdings ist der einzige Vorteil, den man über Empfehlungen hat, dass wir uns die Unterlagen schneller anschauen, den gesamten Prozess durchläuft der Bewerber genau gleich und auch die Entscheidung jemanden einzustellen ist davon nicht beeinflusst.
Jedes Interview ist individuell und wir treffen viele Menschen, die sich für ganz unterschiedliche Bereiche im Unternehmen bewerben. Skurrile Situationen würde ich eher als interessante Möglichkeiten beschreiben, mehr über einen Kandidaten, sein Denken und Motivation zu erfahren. Ich hatte zum Beispiel mal ein Interview mit einem Kandidaten, der absolut nicht still sitzen konnte. Dieser Kandidat ist während des ganzen Interviews durch den Raum geflitzt und hat das Whiteboard, ein Flipchart und alle weiteren Medien, die im Raum verfügbar waren, genutzt, um mir seine Antworten auch visuell darzulegen. Es war nicht nur eines der interessantesten, sondern auch eines der lustigsten Interviews, die ich je hatte - voller Energie. Das beschreibt diesen Kollegen aber auch in seinem täglichen Arbeitsstil, denn wir haben ihn eingestellt und sein Verhalten war absolut authentisch zu seinem Arbeitsverhalten.
Weiterführende Informationen zu Google sowie Bewertungen von Arbeitnehmern finden Sie auf der Karriereseite des Unternehmens sowie unter "Jobs" auf der XING Unternehmensseite.
Carolin Ochsendorf, Google Zur Person: Carolin Ochsendorf Carolin Ochsendorf arbeitet seit über 11 Jahren als European Recruiting Specialist bei Google und rekrutiert vor allem neue Mitarbeiter für die Vertriebsteams in Europa. Neben ihrer Position ist sie intern auch als Karrierecoach tätig.
Service-Info: Lust auf eine interessanten Job im digitalen Bereich? Google-Expertise ist sehr gefragt - werfen Sie doch mal einen Blick auf die ausgeschriebenen Stellen im XING Stellenmarkt. Was Mitarbeiter oder Bewerber über Google als Arbeitgeber sagen, erfahren Sie direkt bei kununu: [kununu_score hash="KlpbD1c=" profile="de/google-germany1"]
Veröffentlicht
18.08.2017