Mann lächelt Mitarbeiter an © Tom Werner / Getty Images

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So üben gute Chefs richtig Kritik

Mitarbeiter zu kritisieren, ist als Führungskraft im Arbeitsalltag manchmal unumgänglich. Wie aber gelingt das ohne negative Konsequenzen – vielleicht sogar als Motivationsschub? Die Antwort erfährst Du hier.


Kritik ist wichtig, denn nur durch konstruktive Kritik ist auch Verbesserung möglich. Das gilt für Deine Mitarbeiter ebenso wie für Dich selbst. Damit ist aber bereits ein wichtiges Stichwort gefallen: Konstruktiv muss die Kritik sein, um die betreffende Person nicht zu verletzen, sie im Gegenteil sogar aufblühen zu lassen. Destruktive Kritik hat den gegenteiligen Effekt und kann demotivieren, mit allen negativen Konsequenzen bis hin zu einer Kündigung. Richtig Kritik zu üben, gehört daher zu den Kernkompetenzen, die jeder Chef beherrschen sollte. Aber wie?

Kritik muss immer konstruktiv sein 

Konstruktive Kritik ist ein Begriff, den wohl jeder schon einmal gehört hat. Bei konstruktiver Kritik steht die Problemlösung im Vordergrund. Ziel ist also, gemeinsam das Problem zu verstehen und eine Strategie für die Zukunft zu entwickeln, damit es nicht länger beziehungsweise weiterhin auftritt. Es entsteht ein „Wir-Gefühl“, ohne einen Einzelnen zu beschuldigen oder auf einer persönlichen Ebene anzugreifen. Anders ist das bei destruktiver Kritik, die sich auch übersetzen lässt als „zerstörende“ Kritik und beispielsweise beleidigend ist, die Person im Gesamten kritisiert oder keinerlei Lösungsvorschläge bringt – um nur einige von vielen Beispielen zu nennen. Der Ton macht die Musik, sagt man so schön, und das trifft selten so zu wie beim Kritisieren.

Richtig kritisieren als Chef: so geht’s! 

Führungskompetenz bedeutet somit auch, richtig zu kritisieren. Als Chef solltest Du daher einmal Deinen eigenen „Stil“ hinterfragen, wenn es um Kritik geht, und diesen stetig verbessern. Dafür ist es wichtig, auch selbst für konstruktive Kritik offen zu sein, sei es durch die Mitarbeiter oder beispielsweise im Rahmen eines Coachings. Zu wissen, wie konstruktive Kritik geht und sich im Alltag als Führungskraft umsetzen lässt, ist aber zumindest ein guter Anfang:

1. Richtigen Zeitpunkt wählen

Konstruktive Kritik wird in einem ruhigen Rahmen ohne Zeitdruck geübt, allerdings zeitnah, nachdem das Problem aufgetreten ist. Dies verhindert, dass sich Emotionen anstauen oder sich aus dem Fehlverhalten Folgeprobleme entwickeln. Ein Vieraugengespräch ist die optimale Gelegenheit, um solches Feedback zu geben. Niemals sollte Kritik hingegen vor der versammelten Mannschaft geübt werden – als Frage des Respekts.

Frau steht am Whiteboard  © Luis Alvarez / Getty Images
Verschiedene Charakterzüge und unterschiedliche Kulturen – ein Team bietet jeden Tag neue Herausforderungen für Führungskräfte. Diese drei Tipps helfen dabei, Vielfalt nicht zur Überforderung werden zu lassen. 

2. Positive Körpersprache nutzen

Ob die Kritik konstruktiv oder destruktiv aufgefasst wird, hängt zu großen Teilen von Deiner Körpersprache ab. Haltung, Gestik, Tonfall & Co sollten daher ein ruhiges sowie positives Gesamtbild kreieren. So kann in einem Austausch auf Augenhöhe erörtert werden, wie sich das Problem gemeinsam lösen lässt, ohne dass sich der Mitarbeiter daraufhin gescheitert fühlt. Die richtige Körpersprache erfordert etwas Übung; ein Coaching kann dabei helfen.

3. Mit Lob beginnen 

Sinnvoll ist stets, das Gespräch positiv zu beginnen. Es gibt mit Sicherheit etwas, das der Mitarbeiter gut gemacht hat und wofür er Lob verdient. Dieses auszusprechen, sorgt für eine positive Atmosphäre und verhindert das Gefühl, dass „der Chef immer nur meckert“. Zu viel Kritik kann somit auch zu einer Frustration oder einem Abstumpfen führen. Es ist deshalb mindestens ebenso wichtig, regelmäßig Lob zu üben – bestenfalls auch direkt vor der konstruktiven Kritik.

4. Kritik dosieren und konkretisieren

Daraufhin bringst Du in Kürze sowie sachlich (!) auf den Punkt, was genau Du kritisieren möchtest und weshalb. Je konkreter Du das Problem schilderst, desto besser. Denn schwer greifbare oder zu viel Kritik auf einmal kann zu einer Überforderung führen und verhindern, dass sich die Situation bessert. Pauschalierungen sind um jeden Preis zu vermeiden. Überlege also, was wirklich Kritik „wert“ ist und wie Du das Problem verständlich machst.

5. Ich-Botschaften verwenden

Bei der Formulierung sind Ich-Botschaften der Schlüssel zum Erfolg. Vorwürfe oder sogar das Zitieren dritter Personen sind der Tod der konstruktiven Kritik. Schildere das Problem aus Deiner individuellen Sicht und verwende Sätze, wie „Ich habe das Gefühl, dass…“ oder „Aus meiner Perspektive wirkt es, als ob…“. Ansonsten drängst Du Dein Gegenüber in eine Rechtfertigungshaltung. Ziel ist jedoch eine gemeinsame Ebene, wie Du nun bereits weißt.

Mann und Frau streiten sich © Westend61 / Getty Images
Gute Führung ist eine wichtige Voraussetzung für zufriedene, motivierte sowie loyale Mitarbeiter. Die Führungsqualität kann daher zu großen Teilen über die Fluktuation entscheiden. Mit folgenden Verhaltensweisen schlägst Du Deine Mitarbeiter jedoch in die Flucht.  

6. Gegenüber einbeziehen

Aus diesem Grund ist es auch wichtig, den Mitarbeiter aktiv in das Gespräch einzubeziehen. Nachdem Du Deine Sichtweise geschildert hast, muss er also auch die Gelegenheit bekommen, das eigene Empfinden zu schildern. Stelle Fragen, wie „Siehst Du das genauso?“ oder „Wie nimmst Du die Situation wahr?“, um in einen Dialog zu treten. Wichtig ist dann natürlich auch zuzuhören, um das Gegenüber zu verstehen und vielleicht sogar Deine eigene Sichtweise zu verändern. Nur dann handelt es sich tatsächlich um ein Gespräch auf Augenhöhe. 

7. Lösungsvorschläge machen

Zuletzt sollte es das Ziel beider Seiten sein, eine Lösung zu finden. Dafür ergreifst Du als Chef die Initiative und machst konkrete Lösungsvorschläge. Auch kannst Du an dieser Stelle Wünsche für die Zukunft formulieren, inwiefern der Mitarbeiter sein Verhalten ändern beziehungsweise verbessern soll. Auch hier gilt: Je kürzer und klarer die Lösung auf den Punkt gebracht wird, desto einfacher ist es für die betreffende Person, sie in der Praxis umzusetzen. Zudem gilt es auch in diesem Schritt, den Mitarbeiter aktiv einzubeziehen. Dann fühlt er sich ernstgenommen sowie involviert, was zu einer Veränderung motiviert. Dementsprechend kann Kritik sogar einen motivierenden Effekt entfalten, wenn sie eben richtig, sprich konstruktiv, gestaltet wird.

Veröffentlicht
19.05.2022