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Sascha Kuntze arbeitet seit zehn Jahren in Dubai. Als Creative Direktor für die Kommunikationsagentur Ogilvy & Mather plant er in der Stadt am Persischen Golf Werbekampagnen für große Konzerne.
©privatWenn er aus dem Fenster seines Büros im 24. Stock schaut, sieht Sascha Kuntze den Burj Khalifa, das mit 828 Metern höchste Gebäude der Welt. Nicht weit davon entfernt schimmert das Wasser im Swimmingpool des Scheichs Mohammed. Nach den Renntagen in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate nehmen seine Pferde darin eine kühle Auszeit. Ein Stück weiter hinten verschmilzt der vom Sand gelbe Himmel mit der Wüste. Heute sind die Temperaturen angenehm, wie Kuntze sagt, 40 Grad. „Der Winter kommt“, fügt er hinzu. Seit zehn Jahren arbeitet der 35-Jährige in der arabischen Metropole für die Kommunikationsagentur Ogilvy & Mather. Längst schon hat sich in seine Sprache ein englischer Akzent gemischt. Deutsch spricht er nur noch selten. Denn die Teams sind international, die Kunden „Locals“, wie er sagt. Zwar plant er Werbekampagnen für Unternehmen wie Volkswagen und Siemens, doch die Mitarbeiter, mit denen er direkt zu tun hat, leben ebenfalls in Dubai.
Dass er einmal seinen Lebensmittelpunkt in der scheinbar unaufhaltsam aufstrebenden Stadt am Persischen Golf finden würde, hätte er zu Studienzeiten noch nicht geahnt. An der Hochschule der Medien in Stuttgart studierte er zunächst Werbung und Marktkommunikation und schloss als Diplom-Wirtschaftsingenieur ab. Schon während des Studiums war er für unterschiedliche Agenturen tätig. Beim Nahrungsmittelkonzern Mars schrieb er gerade seine Diplomarbeit, als er einen Anruf erhielt. „Ein Kreativdirektor war am Apparat und sagte mir, er brauche Leute für ein neues Büro von Ogilvy & Mather in Dubai.“ Für den jungen Wirtschaftsingenieur war das eine gute Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren. „Ich hatte gerade eine langjährige Beziehung hinter mir und wollte ohnehin eine Veränderung.“ Dubai, das klang für ihn nach Sonne. „Ich wusste, dass es dort ein Hotel in Form eines Segels gab und mehr eigentlich auch nicht“, sagt er. Angst, zu verlieren, hatte er nicht. „Meine Karriere hatte ja eh noch nicht angefangen und ich dachte mir: Wenn ich scheiter', kann ich die Zeit einfach als Urlaub verbuchen und aus meinem Lebenslauf ausradieren.“ Mit nur einem Koffer reiste er in die aufstrebende Stadt – und erlebte zunächst einen Kulturschock. „Dubai war für mich eine Art Wilder Westen im Osten“, sagt er. Alles war neu. Die Kollegen, die Umgangsweise, die Arbeitsmentalität. Während er in Deutschland bislang nur die professionelle Arbeit der verschiedenen Agenturen kennengelernt hatte, erschien ihm sein neuer Arbeitsplatz wie ein Hinterwäldler-Büro. Dass er dennoch blieb, ist einer Äußerung seines Chefs zu verdanken: „Kleine Lichter brennen am hellsten im Dunkeln. Und hier ist es ganz dunkel.“ Sascha Kuntze verstand. „Der Satz hat mir die Augen geöffnet. Ich war ja wirklich ein kleines Licht. Und hier hatte ich die Möglichkeit, praktisch schon vor dem Start loszurennen.“ Der junge Junior-Texter durfte an den ganz großen Kampagnen mitarbeiten – eine riesige Chance für den Berufsanfänger. „Das war einer der Gründe, warum ich hier geblieben bin.“
Zweieinhalb Jahre später lernte er seine Frau kennen und entschied sich, auf Dauer zu bleiben. „Unter Expats sagt man: Nach zweieinhalb Jahren kommt man nicht mehr weg“, erzählt Kuntze und fügt hinzu: „Und das stimmt. Denn nach dieser Zeit hat man einen festen Freundeskreis aufgebaut und sich an alles gewöhnt.“ Sascha Kuntze gewöhnte sich auch an die unterschiedlichen Arbeitsweisen. „Deutsche arbeiten sehr strukturiert wie nach einer Art Handbuch. Hier geschieht mehr aus dem Bauch heraus. Und es gibt nicht so eine große Angst vor dem Scheitern. In Deutschland hingegen hat man immer einen Plan B und C in der Tasche.“ Doch obwohl er gerne in Dubai lebt, vermisst Sascha Kuntze einiges, was er aus Deutschland kennt. „Das fängt schon beim Regen an“, sagt er. „Wenn ich bei meiner Mutter zu Besuch bin und sie über das schlechte Wetter im Sommer schimpft, laufe ich raus und genieße den Geruch des Regens.“ Und auch die Bildungsmöglichkeiten in seiner alten Heimat schätzt er sehr. Und so überlegt die Familie, doch nach Deutschland zu ziehen, wenn der kleine Sohn in die Schule kommt. „Bis dahin haben wir zwar noch einige Jahre Zeit. Aber über eine Rückkehr denken wir schon nach.“ Text: Daniela Lukaßen-Held
Service-Info: Die Online-Plattform InterNations ist mit mehr als 2,8 Millionen Mitgliedern in 390 Städten weltweit das größte soziale Netzwerk und Informationsportal für alle, die im Ausland leben. Zahlreiche Informationsmaterialien sowie Veranstaltungen vor Ort bieten Möglichkeiten zum digitalen und persönlichen Austausch mit anderen Expats und weltoffenen Locals.
Veröffentlicht
07.09.2017