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Immer mehr Väter entscheiden sich, nach der Geburt eines Kindes in Elternzeit zu gehen – sei es direkt oder etwas später, kürzer oder länger. Sie befürchten dadurch allerdings häufig einen Karriereknick. Ist diese Befürchtung berechtigt oder steckt darin vielleicht sogar eine Chance?
Es gibt kaum Mütter, die nach einer Geburt nicht in Elternzeit gehen. Unter Vätern ist diese aber nach wie vor weniger verbreitet. Viele Männer gehen, wenn überhaupt, nur für wenige Wochen in Elternzeit. Grund dafür ist oft die Befürchtung, dass sie zur Karrierebremse werden könnte. Ein Gedanke, der nicht unbegründet ist, denn lange Zeit war es unüblich für Männer, der Familie zuliebe eine Pause im Job einzulegen – und schnell kam es dadurch zu einem Image-Schaden. Der Mann sei unmotiviert oder die Familie sei ihm wichtiger als der Job, war eine häufige Annahme und sie konnte in ausbleibenden Beförderungen oder anderen Nachteilen resultieren. Doch die gute Nachricht lautet: Mittlerweile findet diesbezüglich ein Umdenken statt.
Sich eine Auszeit für die Familie zu nehmen, bringt vor allem für Dein Privatleben sowie für Deine Gesundheit und Deiner Persönlichkeitsentwicklung große Chancen mit sich. Du kannst gedanklich von der Arbeit abschalten, Deine Prioritäten neu ordnen und wertvolle Zeit mit Deinen Liebsten genießen. Allein deshalb entscheiden sich immer mehr Männer dafür, zumindest für einige Wochen in Elternzeit zu gehen. Viele wollen auch ihre Partnerin unterstützen, schließlich sind die meisten Frauen heutzutage ebenfalls berufstätig und so können sich die Elternteile zwischen (Teilzeit-) Arbeit und Kinderbetreuung abwechseln. Das wiederum bedeutet eine Entlastung für beide Seiten, dadurch eventuell mehr Energie und Motivation im Job, wodurch wiederum bessere Leistungen entstehen können.
Die Elternzeit ist also vor allem eine Chance, um Deine Work-Life-Balance neu auszurichten, eine tiefgreifende persönliche Entwicklung zu durchlaufen und das Familienleben so zu organisieren, dass beide Elternteile anschließend im Job wieder umso erfolgreicher sind. Davon kann Deine Karriere profitieren, denn Du kommst als gereifte Persönlichkeit sowie vielleicht ausgeruhter, motivierter oder mit neuem Erfahrungsschatz zurück. Eine Garantie, dass Du auch auf beruflicher Ebene profitierst, gibt es allerdings nicht…
Obwohl Du privat und persönlich in vielerlei Hinsicht profitieren kannst, bringt die Elternzeit aus beruflicher Perspektive nach wie vor Risiken mit sich. Ob diese bestehen und in welchem Ausmaß, hängt vom Einzelfall ab, wie Deinem Job oder dem Arbeitgeber. Fakt ist aber: Wenn Du für einige Zeit aus dem Beruf aussteigst, verpasst Du zwangsläufig etwas und das kann für Dich zum Nachteil werden. Dadurch könnte Dir die eine oder andere Chance entgehen, wie ein wichtiges Projekt, durch das Du anschließend vielleicht eine Beförderung enthalten hättest. Eine tatsächliche Diskriminierung ist allerdings nur noch bei den wenigsten Unternehmen zu befürchten – und dann solltest Du über den Wechsel zu einem moderneren Arbeitgeber nachdenken. Zumindest für einige Zeit liegt Deine Karriere während der Elternzeit also auf Eis. Zeit, die Du anschließend gegebenenfalls nachholen musst, bevor Du die Karriereleiter weiter erklimmst. Das sollte Dir bewusst sein und darauf basierend gilt es, Deine eigenen Prioritäten abzuwägen.
→ Elternzeit und Job: So sicherst Du Deinen Kündigungsschutz
Die Elternzeit ist für Väter demnach Chance und Risiko zugleich, abhängig von der individuellen Situation. Zu glauben, dass sie ohne Herausforderungen kommt, wäre naiv. Es gibt aber Möglichkeiten, um das Risiko zu minimieren. Sinnvoll ist zum Beispiel, die Elternzeit frühzeitig anzumelden und mit dem Arbeitgeber zu besprechen, wie sie für beide Seiten möglichst ohne Nachteile gelingt. Wenn Du Dich dabei kompromissbereit zeigst, beweist Du guten Willen und minimierst das Risiko, in dieser Zeit etwas Wichtiges zu verpassen. Auch lohnt es sich, während der Elternzeit mit den Kollegen oder dem Arbeitgeber in Kontakt zu bleiben – zumindest hin und wieder. Auch dadurch bleibst Du stets „up-to-date“ und beweist, dass Dir der Job nicht egal ist. Aber auch Alternativen wie eine Homeoffice-Vereinbarung auf Zeit oder das Jobsharing sind eine Überlegung wert, um die Vorteile der Elternzeit als Vater zu nutzen, ohne zu große Karrierenachteile zu befürchten.
Unterm Strich liegt es also an Dir, selbst abzuwägen, ob Dir das Berufs- oder Privatleben momentan wichtiger ist. Mit einer positiven Grundeinstellung kannst Du so oder so von Deiner Entscheidung profitieren.
Veröffentlicht
07.02.2024
Author:in
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