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Geld sollte nicht der Hauptgrund sein, um ein Studienfach zu wählen – es spielt aber durchaus eine wichtige Rolle für die künftige Berufswahl. Wer kann also welches Einstiegsgehalt erwarten?
Viele Menschen wählen heutzutage einen Beruf nicht mehr nur, um den Lebensunterhalt stemmen zu können. Sie suchen darin stattdessen einen tieferen Sinn wie Spaß oder Selbstverwirklichung. Trotzdem ist das Gehalt ein wichtiges Thema, schließlich muss jeder auch seine alltäglichen Kosten stemmen können. Es ist daher durchaus sinnvoll, das zu erwartende (Einstiegs-) Gehalt bei der Entscheidung für ein Studienfach zu berücksichtigen. Schließlich gibt es diesbezüglich große Unterschiede.
Viele Berufseinsteiger machen denselben Fehler: Sie unterschätzen die Bedeutung des Einstiegsgehalts. Schließlich sei es nur das Gehalt zu Beginn und könne später steigen, denken sie. Sie verkaufen sich daher vielleicht sogar unter Wert, um sich keine Jobchancen zu verspielen oder um eine Lücke im Lebenslauf zu verhindern. Das ist jedoch ein Fehler, denn das Einstiegsgehalt bestimmt auch zu großen Teilen über die späteren Gehälter; und zwar über Deine gesamte Karriere hinweg. Denn sowohl bei Gehaltserhöhungen als auch bei internen oder externen Jobwechseln sind große Gehaltssprünge eine Seltenheit. Stattdessen orientiert sich der neue Wert in der Regel am vorangegangenen Gehalt und eine Steigerung von mehr als zwei bis drei Prozent ist unüblich. In Einzelfällen kannst Du auch fünf, acht oder sogar zehn Prozent aushandeln, jedoch wird Dir das im Laufe Deiner Karriere voraussichtlich nur selten gelingen, beispielsweise beim erstmaligen Wechsel in eine Führungsposition. Und da in Prozent gerechnet wird, bedeutet ein kleineres Einstiegsgehalt stets auch ein kleineres Folgegehalt.
Wenn Du also anfangs zu tief stapelst, könnten Dir über Dein Berufsleben hinweg viele tausend Euro entgehen. Auch deshalb ist es so wichtig, Dich vor Deinem Berufseinstieg einmal intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. So weißt Du, was Du verlangen kannst – und solltest. Und so hast Du einen realistischen Richtwert, wenn es um Dein Studienfach, eine Vertiefung oder ähnliche Entscheidungen geht.
Lange Zeit war eine akademische Laufbahn quasi ein Garant für ein überdurchschnittliches Einstiegsgehalt. Das ist heutzutage nicht mehr der Fall. Stattdessen gibt es große Unterschiede, wobei verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Das Studienfach ist einer davon. So können sich Ingenieure und Informatiker auf Einstiegsgehälter freuen, deren Durchschnitt über 45.000 Euro brutto pro Jahr liegt. Demgegenüber verdienen Geisteswissenschaftler beim Berufseinstieg nur etwas mehr als 30.000 Euro brutto. Auch Naturwissenschaftler können mit über 40.000 Euro ein hohes Einstiegsgehalt generieren. Mit einer Promotion können sie dieses sogar um bis zu 30 Prozent steigern. Wirtschaftswissenschaftler erhalten mit Doktortitel hingegen nur etwa 17 Prozent mehr als mit Bachelor- oder Master-Abschluss und bleiben damit eher im Mittelfeld. Du siehst: Wenn es um Einstiegsgehälter geht, lassen sich keine pauschalen Werte nennen – aber durchaus konkrete Tendenzen erkennen. Natürlich kann man durch bereits gesammelte berufliche Erfahrung – wie Praktika oder Werkstudentenjobs – diese Tendenzen auch übertreffen.
Informatiker, Ingenieure, Naturwissenschaftler – diese Fachrichtungen wurden bereits genannt, wenn es um die höchsten Einstiegsgehälter geht. Hier dominieren klar die klassischen Fachrichtungen. Auch Mediziner, Juristen, Rechtswissenschaftler sowie Wirtschaftsingenieure gehören daher zu den Spitzenreitern. Hier gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Abschlüssen. Da Mediziner nur mit Master-Titel praktizieren können, führen sie in diese Rubrik klar an: Ihr Einstiegsgehalt beläuft sich im Durchschnitt auf fast 60.000 Euro brutto pro Jahr. Wirtschaftsingenieure, die unter den Studienfächern mit Bachelor-Titel der Spitzenreiter sind, können ihre Gehaltsaussichten mit Master-Abschluss zumindest auf über 50.000 Euro steigern.
Am unteren Ende der Skala befinden sich hingegen neben Geisteswissenschaftlern auch Designer, Geschichts- sowie Kulturwissenschaftler und Geowissenschaftler. Sie verdienen mit einem Bachelor-Titel zu Beginn kaum mehr als 30.000 Euro brutto im Jahr – und befinden sich damit unter dem durchschnittlichen Jahresgehalt von Berufseinsteigern, das bei rund 45.000 Euro liegt. Mit einem Master-Titel können sie das Einstiegsgehalt zumindest auf 36.000 Euro oder mehr steigern. Den größten Sprung machen dabei Designer, die vom untersten Rang mit Bachelor-Abschluss zumindest auf über 40.000 Euro brutto mit Master-Abschluss aufsteigen; und damit so manch anderes Studienfach überholen.
Das Studienfach ist somit eine der wichtigsten Entscheidungen, wenn es um Deine individuellen Verdienstchancen geht – über Deine gesamte Karriere hinweg. Trotzdem gibt es weitere Stellschrauben, durch welche Du das Gehalt beeinflussen kannst, auch als Berufseinsteiger. Die Art des Abschlusses gehört hinzu, wie du nun bereits weißt. Aber auch das Bundesland, die Unternehmensgröße, die gewählte Universitätsstadt oder die Branche haben einen erheblichen Einfluss. Ein besonders wichtiger Faktor sind außerdem berufliche Erfahrungen, die Du im Studium sammeln konntest – zum Beispiel durch Praktika und Werkstudentenjobs. Tatsächlich sollte deshalb nicht das Geld allein über Dein Studienfach entscheiden, sondern Du kannst mit vielen Studienfächern einen attraktiven Verdienst generieren, sofern Du mit der richtigen Strategie an die Sache herangehst. Wichtig ist daher, dass Du neben der allgemeinen Recherche herausfindest, wie Du Deinen Wert als Berufseinsteiger in Deinem Traumberuf maximieren kannst; und dass Du dieses Geld auch einforderst. So stellst Du von Beginn an die Weichen für ein erfolgreiches Berufsleben, zumindest in finanzieller Hinsicht.
Veröffentlicht
27.05.2021