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Einen neuen Job zu finden und zu ergattern, kann aufgrund der Corona-Krise aktuell nur digital funktionieren. Eine Entwicklung, die richtungsweisend für die Zukunft ist, denn digitale Alternativen zum Vorstellungsgespräch waren schon vor der Pandemie auf dem Vormarsch.
Auch, wenn die Digitalisierung in der deutschen Arbeitswelt gerade gezwungenermaßen einen Aufschwung erlebt, so hat die digitale Ära schon vor einigen Jahren begonnen. Das spiegelt sich auch im Recruiting wider. Zwar halten noch viele Unternehmen am traditionellen Bewerbungsprozess mit einem persönlichen Vorstellungsgespräch fest, doch es gibt auch immer mehr Unternehmen, welche das Recruiting stattdessen auf digitale Kanäle verlegen. Nun, da es zumindest zeitweise keine Alternative gibt, sind solche Strategien umso weiter verbreitet. Für Dich als Bewerber bedeutet dies, dass das Vorstellungsgespräch plötzlich anders aussieht als gewohnt.
Manchmal ist das klassische Bewerbungsgespräch also wie derzeit nicht möglich. In anderen Fällen wird es nicht als sinnvoll erachtet, weil der Bewerber vielleicht einen weiten Weg auf sich nehmen müsste. Und in wieder anderen Fällen stellt das Unternehmen vollständig auf digitale Vorstellungsgespräche um, weil sie gewisse Vorteile mit sich bringen. In jedem Fall braucht es Alternativen. Gängig sind hierbei zum Beispiel reine Telefoninterviews, sprich Du siehst Deinen Gegenüber nicht, sondern hörst lediglich die Stimme(n) am anderen Ende der Leitung. In Extremfällen sprichst Du nicht einmal mit einem Menschen, sondern mit einer Künstlichen Intelligenz – kurz KI. Entsprechende Programme werden bereits bei ersten Unternehmen in Deutschland eingesetzt. In einem zehn- bis 15-minütigen Gespräch werden dem Bewerber durch den Computer verschiedene Fragen gestellt. Seine Antworten werden gespeichert und anschließend analysiert. Die Wortwahl, die Sprechgeschwindigkeit und viele weitere Faktoren werden dann ausgewertet und sollen eine präzise Einschätzung der Persönlichkeit des Bewerbers erlauben. Es geht also weniger um die Inhalte, als darum, „wie“ diese gesagt werden. Gängiger und die derzeit beliebteste Methode ist das Videointerview. Hierfür werden Tools wie Skype genutzt. Du kannst mit Deinem Gegenüber sprechen und es sehen, beinahe wie bei einem persönlichen Vorstellungsgespräch, nur ohne die eigene vier Wände verlassen zu müssen. Wenn Du derzeit online nach einem neuen Job suchst, ist die Wahrscheinlichkeit daher groß, dass das Bewerbungsgespräch als eine dieser drei Varianten geführt wird.
Wenn Du mit solchen digitalen Vorstellungsgesprächen bislang noch keine Erfahrungen gemacht hast, dürften diese auf Dich etwas befremdlich wirken. Das gilt vor allem für die KI. Dennoch ist es an der Zeit, sich mit dieser neuen Entwicklung anzufreunden. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit werden diese digitalen Alternativen auch nach der Corona-Krise zunehmend das klassische Vorstellungsgespräch ablösen. Schließlich sparen sich beide Seiten dadurch Zeit und Kosten. Das ist vor allem sinnvoll, wenn es nur um einen ersten Eindruck geht. In vielen Unternehmen findet daher das erste Vorstellungsgespräch digital statt, um eine Vorauswahl treffen zu können. Nur ausgewählte Kandidaten werden dann persönlich zum zweiten Bewerbungsgespräch eingeladen. Zu erwarten ist außerdem, dass die KI in Bewerbungsprozessen an Bedeutung gewinnt. Auch diese wird aber voraussichtlich in Zukunft nicht alleinig genutzt, sondern für den Erstkontakt oder ergänzend zum Vorstellungsgespräch, um sich ein genaueres Bild vom Bewerber zu machen und dabei auch andere Aspekte als nur den subjektiven Eindruck der Recruiter zu berücksichtigen.
Auf gut Deutsch: Auch nach der Pandemie, wenn ein persönliches Treffen wieder möglich ist, wird der Trend langfristig in Richtung der digitalen Vorstellungsgespräche gehen – sei es per Telefon, KI oder Videochat. Je eher Du Dich also mit diese Alternativen auseinandersetzt und lernst, diese „richtig“ zu nutzen, desto erfolgreicher wird Deine aktuelle oder zukünftige Jobsuche sein!
Veröffentlicht
22.04.2020