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Der Wechsel in die erste Führungsposition kann einschüchternd sein – aber auch eine Chance. Jetzt kannst Du Dich entscheiden, welche Art von Führungspersönlichkeit Du sein möchtest. Diese Führungsstile solltest Du für die richtige Entscheidung kennen.
Beim autokratischen Führungsstil fällt die Führungskraft viele Entscheidungen alleine und gibt darauf basierende, klare Ziele vor. Er war lange Zeit in vielen Unternehmen der Standard, gilt mittlerweile aber zunehmend als veraltet. Zwar bringt er durchaus Vorteile mit sich wie kurze Entscheidungsprozesse, wenige(r) Konflikte oder eine hohe Produktivität. Jedoch bleibt dabei die Selbstentfaltung und Kreativität der Mitarbeiter auf der Strecke. Zudem fehlt die menschliche Ebene, sprich die Angestellten haben keine oder nur eine geringe persönliche Bindung zum Unternehmen, was vor allem in Zeiten des „War for Talents“ die Mitarbeiterfluktuation erhöhen kann. Der autokratische wird auch als autoritärer Führungsstil bezeichnet.
Dieser Führungsstil ähnelt dem autoritären Ansatz, denn auch hier hast Du als Führungskraft eine große Macht. Allerdings herrscht mehr persönliche Nähe zwischen den Führungspersonen und ihren Mitarbeitern, denn sie sehen sich sozusagen als Vaterfigur – oder als Mutterfigur beim matriarchalischen Führungsstil. Das bedeutet, dass Du zwar die Entscheidungen triffst und die grundlegende Steuerung innehast, aber trotzdem Verantwortung für die Angestellten übernimmst und sie gemäß ihrer individuellen Stärken sowie Ziele förderst. Das erhöht die Identifikation und Motivation auf Seiten der Arbeitnehmer, bringt aber dennoch die Vorteile des autokratischen Führungsstils mit sich. Gewisse Nachteile wie die geringe Innovationskraft eines solchen Unternehmens bleiben jedoch bestehen.
Der demokratische Führungsstil, auch kooperative Führung genannt, ist das genau Gegenteil: Hier stehen die Mitarbeiter im Fokus und sind aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt. Sie haben somit direkten Einfluss auf den Unternehmenserfolg, was ihre Identifikation mit und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber steigert. Allerdings bedeutet das für Dich als Führungskraft, dass Du ausreichend Vertrauen in die Mitarbeiter haben musst, um ihnen wirklich gute Entscheidungen zuzutrauen. Deine Aufgabe besteht also in erster Linie in der Moderation der unterschiedlichen Ideen, Meinungen & Co. Für die Führungskräfte bedeutet der kooperative Führungsstil somit eine gewisse Entlastung, jedoch drohen Konflikte, Fehlentscheidungen oder sogar ein Kontrollverlust. Auch sind die Entscheidungsprozesse langwieriger. Dafür profitiert das Unternehmen von einer mehr Motivation, Selbstverantwortung, Engagement und Eigeninitiative auf Seiten der Mitarbeiter.
Der Führungsstil hängt zu großen Teilen auch von Deiner Persönlichkeit ab. Es gibt beispielsweise Menschen, die eine natürliche Autorität innehaben, andere gewinnen diese durch ihre Macht – beispielsweise beim autoritären Führungsstil – und wieder andere durch ihr Charisma. In letzterem Fall ist die Sprache vom charismatischen Führungsstil. Solche Führungskräfte begeistern die Mitarbeiter durch ihr Selbstbewusstsein und die richtige Kommunikation. Sie schlüpfen dadurch in eine Vorbildrolle und diese wiederum motiviert die Mitarbeiter. Sie möchten den Werten, Entscheidungen sowie Zielen der Führungskraft folgen, sozusagen freiwillig und ohne Druck. Dadurch können sie sich (besser) mit dem Unternehmen identifizieren, sind diesem gegenüber loyaler und im Allgemeinen leistungsbereiter. Allerdings kann dieser Führungsstil nur gelingen, wenn Du eine entsprechende Persönlichkeit mitbringst oder ausbildest und die Mitarbeiter für Vorbilder empfänglich sind. Auch sie müssen also gewisse Charakterzüge mitbringen. In der Praxis kann es deshalb schwierig werden, den charismatischen Führungsstil auf ganzer Linie erfolgreich umzusetzen.
Einige Führungskräfte gehen sogar so weit, ihren Mitarbeitern völlig freie Hand zu lassen, wenn es um Entscheidungsprozesse, die Arbeitsinhalte und -organisation geht. Dieser Laissez-Faire-Führungsstil appelliert sozusagen an die Eigenverantwortung und Kompetenzen der Einzelnen. Dadurch kann jeder seine Stärken optimal ausspielen und sich selbst entfalten. Das fördert die Kreativität, Innovationskraft sowie Produktivität. Auch ist ein hohes Maß an Teamfähigkeit wichtig, denn alle Entscheidungen werden gemeinschaftlich getroffen. Du als Führungspersönlichkeit greifst hingegen nur ein, wenn schwerwiegende Probleme auftreten. Jedoch ist es dann oftmals schon zu spät und ein gewisser Schaden lässt sich nicht mehr abwenden. Zudem sehnen sich viele Mitarbeiter zumindest in kleinem Ausmaß nach Führung, denn sie gibt auch Sicherheit. Der Laissez-Faire-Führungsstil funktioniert daher eher unter erfahrenen und hochrangigen Mitarbeitern, aber oftmals weniger unter unerfahrenen oder unmotivierten Personen. Zudem kann es zu Machtkämpfen und daraus resultierenden Konflikten kommen. Und zuletzt drohen Missverständnisse, weil es an klaren Anweisungen fehlt.
Die bisher vorgestellten Führungsstile bringen allesamt individuelle Vor- und Nachteile mit sich. Dies macht bereits deutlich, dass es nicht den einen richtigen Führungsstil gibt. Stattdessen musst Du je nach Persönlichkeit, nach Unternehmen und nach Mitarbeiter herausfinden, welcher Führungsstil in Deinem Fall am besten funktioniert. Du siehst dir also jeden Mitarbeiter einzeln an und überprüfst seinen sogenannten Reifegrad. Dementsprechend passt Du Deinen Führungsstil individuell an. Unterschieden wird dabei zwischen der dirigierenden, überzeugenden, teilhabenden und delegierenden Führung. Weiterhin unterscheidest Du zwischen dem gruppen- und dem richtungsbezogenen Führungsstil. Der situative Stil erfordert also viel Know-how und Aufwand, kann dann aber eine optimale Förderung der Mitarbeiter erwirken und viele Nachteile der anderen Führungsstile eliminieren.
Zahlreiche Führungskräfte setzen heutzutage auf den modernen Führungsstil – das bedeutet aber nicht, dass er die einzig richtige Wahl ist. Wie bereits erwähnt, muss diese Entscheidung stets individuell getroffen werden und Du kannst Deinen Führungsstil nicht nur ändern, sondern das solltest Du sogar. Es gilt also in regelmäßigen Abständen zu analysieren, ob Dein derzeitiger Führungsstil noch zu Deinen Überzeugungen, Deiner Persönlichkeit, dem Unternehmen und den jeweiligen Mitarbeitern passt. Zudem musst Du Dir der Vielseitigkeit Deiner Rolle bewusst werden, denn Führungskräfte sind nicht nur Entscheider, sondern auch Mentoren, Motivatoren, Mediatoren und Koordinatoren. Je besser Du diese Rollen in Deinem Führungsstil vereinst, desto erfolgreicher wird auch Deine Führung im Allgemeinen sein.
Veröffentlicht
17.02.2022