Auch für ältere Bewerber stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt derzeit gut

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Der Rat der Weisen: Mit 52 ist nicht alles vorbei

Fachkräftemangel und Demografie sei dank: Wirtschaft und Politik erkennen wieder den Wert erfahrener Mitarbeiter. Wie ältere Bewerber davon profitieren können, weiß unser Experte Claus Peter Müller-Thurau.


"Der Rat der Weisen" ist eine Gruppe hochkarätiger Personal- und Karriereexperten, die auf Bewerbung.com regelmäßig Themen rund um Bewerbung, Gehalt und Karriere behandeln. Unser Weiser Claus Peter Müller-Thurau* geht sich in dieser Woche folgender Frage nach:

"Herr Müller-Thurau, wie kann man älteren Jobsuchenden Mut machen?"

Claus Peter Müller-Thurau: "Mit einer Tatsachenfeststellung. Deshalb zunächst zur Beweisführung. "Jung, weiblich und bunt" – so möchte sich eine nicht mehr ganz so große Volkspartei aufstellen. Thema verfehlt! In der "Charta der Vielfalt", die 2006 unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Angela Merkel verfasst wurde, haben sich einstweilen 2700 Unternehmen verpflichtet, die Vielfalt der Belegschaft anzuerkennen bzw. anzustreben – und zwar unter anderem unabhängig vom Geschlecht und vom Alter. Denn – und da sind sich alle Eignungsdiagnostiker und Führungskräfte einig – Alter und Geschlecht sind keine Qualitätsmerkmale. Und "Buntheit", sofern diese für Vielfalt steht, ist auch kein Wert an sich, solange keiner so richtig weiß, was damit gemeint ist. In Deutschland wird – und jetzt kommt der Mutmacher – seit einigen Jahren in der Personalpolitik das Diversity Konzept nicht nur diskutiert, sondern auch implementiert. Dabei geht es nicht darum, bestimmte sozio-demografische Gruppen zu favorisieren, sondern die mannigfaltigen humanen Ressourcen der Gesellschaft gewinnbringend in die Unternehmen zu integrieren. In diesem Zusammenhang sind sich alle Beteiligten einig, dass die Frühverrentungsprogramme und Altersgrenzen einen großen Schaden angerichtet haben. Auf einmal wünscht man sich jene zurück, die mit erheblichen Steuermitteln aufs Altenteil geschickt wurden, um Platz für die Jungen zu schaffen. Die Bundesagentur für Arbeit meldet Anfang 2018 über 760.000 freie Stellen.

Ältere Bewerber helfen, dass die Mischung im Unternehmen stimmt

Aber um Ihre Frage an einem konkreten Fall zu beantworten: Als ich als Personalberater einmal den Auftrag bekam, einen Betriebsleiter zu suchen, habe ich üblicherweise nach dem Alter des gewünschten Kandidaten gefragt. "Nicht unter 55" lautete die Antwort. Nein – mein Auftraggeber wollte nicht dem "Jugendwahn" Paroli bieten, sondern er war ein nüchtern kalkulierender Personaler. "Wissen Sie, ich habe hier zwei junge ambitionierte Nachwuchskräfte – wenn ich denen einen Youngster als Vorgesetzten vor die Nase setze, werde ich vermutlich beide verlieren, weil ich denen die Aufstiegsperspektive wegnehme. Außerdem verspreche ich mir von einem älteren Amtsinhaber, dass er sich als guter Mentor für die Jungen erweisen wird." Diese Begründung ist unwiderstehlich. Alte und Junge, Frauen und Männer, Bodenständige und Migranten und ein "Verrückter", der alle 'mal kräftig gegen den Strich bürstet, darf auch dabei sein – daraus entsteht Kreativität und Zukunftsfähigkeit. Die Mischung macht's." 

Der Rat der Weisen: Mit 52 ist nicht alles vorbei*Der Weise: Claus Peter Müller-Thurau ist Diplom-Psychologe und als Human-Resources-Manager tätig. Er war unter anderem Leiter der Personalentwicklung und Nachwuchsförderung im Axel Springer Verlag und später Geschäftsführer der Personal- und Unternehmensberatung Selecteam GmbH. Müller-Thurau ist Dozent an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Hamburg und hält Vorlesungen in den Fächern HR-Organisation und HR-Personalwirtschaft. Mehr Infos: https://www.mueller-thurau.de/erfolgreich-bewerben-2018/


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Veröffentlicht
27.08.2024