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Übergewichtige Menschen werden im Job immer häufiger wegen ihres Äußeren diskriminiert, weswegen sogar das Gleichbehandlungsgesetz angepasst werden soll, um Chancengleichheit zu ermöglichen. Doch was können Betroffene tun? Der Beitrag unseres Kooperationspartners Peak Ace gibt Antworten.
Vorweg muss natürlich gesagt werden, dass nicht jede berufliche Hürde als Diskriminierung eingestuft werden kann. Das Äußere eines Arbeitsnehmers ist nicht zwingend die Ursache beruflicher Nachteile. In diesem Artikel geht es jedoch speziell um die Situationen, in denen dies der Fall ist.
Diskriminierung kann in vielen Facetten auftreten, bekannt sind beispielsweise Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, sexueller Identität, Alter, einer geistigen oder körperlichen Behinderung und Religionszugehörigkeit. Werden Sie als Bewerber beispielsweise aufgrund des Geschlechts abgelehnt (oder Ihnen wird ein niedrigeres Gehalt angeboten), obwohl Sie den Job genauso gut ausüben können und die gleichen Qualifikationen haben, ist das eine Form der Diskriminierung. Mehr Informationen zur Diskriminierung im Job haben wir in diesem Artikel für Sie bereits zusammengefasst. Behandelt man Sie aber bereits im Bewerbungsprozess anders, nur weil auf dem Bewerbungsbild zu sehen ist, dass Sie keine Kleidergröße 36 tragen, sondern ein paar Größen größer, dann ist das Diskriminierung aufgrund des Äußeren. Das kommt leider im Arbeitsleben immer häufiger vor, weshalb dies jetzt mit in das Gleichbehandlungsgesetz aufgenommen werden soll. Dass Personaler übergewichtige Menschen (ob bewusst oder unbewusst) bereits im Bewerbungsprozess benachteiligen, ist kein Geheimnis, wie dieser Artikel in der Süddeutschen Zeitung sehr gut zusammenfasst. Zeit, das Bewerbungsfoto abzuschaffen? Das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn spätestens beim Vorstellungsgespräch würden die gleichen Verhaltensmuster an den Tag gelegt werden. Tiefsitzende Vorurteile gegenüber übergewichtigen Menschen bilden weiterhin Hürden im Berufsalltag.
Das bewusste Meiden von übergewichtigen Menschen ist nur eine direkte Folge dieser Vorurteile. Im Berufsalltag wird ihnen weniger zugetraut, und als Folge davon werden sie bei der Vergabe von spannenden Projekten häufiger „übersehen“ beziehungsweise nicht in Betracht gezogen. Diese Ungleichbehandlung hindert sie daran, an diesen Projekten zu wachsen, Kontakte zu erfahrenen Kollegen und Mentoren zu knüpfen und sich beruflich weiterzuentwickeln. Natürlich spiegelt sich das auch im Gehalt wider.
Nehmen wir an, Sie haben die erste Hürde erfolgreich gemeistert, sind durch die Bewerbungsrunde gekommen und wurden eingestellt. Jetzt bemerken Sie, dass Sie sich nicht weiterentwickeln können.
Egal wo der Schuh drückt, wenn Sie nicht Ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden (beispielsweise setzen manche Arbeitgeber dicke Menschen nicht im Kundenkontakt ein), können Sie sich auch nicht beruflich weiterentwickeln. Besonders deutlich wird dies, wenn es um das Thema Beförderung und die damit einhergehenden Gehaltsverhandlungen geht.
Verschaffen Sie sich zunächst einen sachlichen Überblick der Lage. Damit ist gemeint, dass Sie sich nicht unbedingt an Kollege Meier messen sollten, denn das ist kein brauchbares Argument für eine spätere Gehaltsverhandlung. Machen Sie sich zuerst Ihren eigenen Wert klar – wie eine kleine Marktanalyse also. Wenn Sie die Fakten kennen, und Ihre Gehaltsforderung anhand von neutralen Studien oder anderen Daten zu branchenüblichen Gehaltssätzen stützen können, haben Sie eine stärkere Verhandlungsgrundlage.
Auch hier gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation genau zu analysieren, um im nächsten Schritt die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie sind vielleicht vor einiger Zeit Ihren damaligen Fähigkeiten entsprechend eingestellt worden, haben sich viel selbst beigebracht und übernehmen immer mehr Verantwortung. An Ihrem Titel (und Ihrem Gehalt) hat sich aber seitdem nichts geändert? Es ist oft so, dass übergewichtigen Menschen keine Jobs mit hohem Prestige zugetraut werden, das hängt mit den anfänglich erwähnten Vorurteilen zusammen. Die können nur abgebaut werden, wenn wir im Alltag mehr übergewichtige Menschen in verantwortungsvollen Positionen sehen. Was hier helfen kann, ist ein festgelegter beruflicher Entwicklungsplan. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten über feste Ziele, die Sie in einem bestimmten Zeitraum erreichen wollen. Diese müssen messbar sein (also in Zahlen ausdrückbar), damit Sie nachweisen können, dass Sie sie erreicht haben. Am Ende des festgelegten Zeitraums besprechen Sie diese Ziele mit Ihrem Vorgesetzten, und zeigen Sie auf, welche Ziele Sie erreicht oder übertroffen haben. Folgt auf diesen klaren Erfolgsnachweis trotzdem keine Beförderung, haben Sie ja beim Gehaltscheck Ihren eigenen Marktwert ermittelt. Vielleicht ist es an der Zeit, Ihre Kenntnisse in einem neuen Job einzubringen?
Zur Autorin: Maria Götzel ist Content Marketing Managerin bei Peak Ace. Im Auftrag von Yours Clothing ist das Projekt „Body Shaming – Ein Open Letter“ entstanden, das sich mit Vorurteilen gegenüber dicken Menschen und den Folgen dieser Art der Diskriminierung auseinandersetzt.
Veröffentlicht
25.10.2019