Anschreiben Bewerbung © Kilito Chan / Getty Images

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BewerbungsCoach: Ist ein Anschreiben noch notwendig?

Ihr habt gefragt und wir antworten. Dieses Mal: Ist ein Anschreiben in der Bewerbung überhaupt noch notwendig? Fakt ist, dass immer weniger Unternehmen es von Bewerbern verlangen. Muss man sich die Mühe dann überhaupt noch machen? Und wenn ja, wie sollte ein ideales Anschreiben aussehen?


Lange Zeit war das Anschreiben aber eines der wichtigsten Entscheidungskriterien beim Recruiting. Wer schriftlich nicht überzeugen konnte, wurde gar nicht erst zum persönlichen Kennenlernen eingeladen. Das mag in Jobs sinnvoll sein, in denen diese schriftliche Eloquenz oder das Verkaufstalent von großer Bedeutung sind. Aber was ist mit all den qualifizierten Bewerbern aus anderen Bereichen?

Deutsche Bahn sorgt für Meilenstein – und zahlreiche Diskussionen

Das hat sich auch die Deutsche Bahn gedacht und im Jahr 2018 kurzerhand das Anschreiben abgeschafft. Der genannte Grund: Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wollen sie es den Bewerbern so einfach wie möglich machen – und den Personalern auch. Denn die Anschreiben seien ohnehin nicht aussagekräftig. Die Jobsuchenden haben diese Neuerung begrüßt und prompt seien laut eigener Aussage des Konzerns wieder mehr Bewerbungen eingegangen. Ob diese auch qualitativ überzeugen, bleibt hingegen ein Geheimnis. Genau an dieser Stelle schalten sich Kritiker ein und bemängeln: Das Anschreiben sei ein Zeichen von Motivation und Fleiß. Es würde die Bewerber daher nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ filtern. Seither sind um das Thema viele Diskussionen entfacht. Es gibt einige Nachahmer, aber eben auch zahlreiche Kritiker.

Was das Bewerbungsanschreiben leisten kann…

…ist also umstritten. Die einen sehen in ihm den Inbegriff des deutschen Leistungsethos. Wer etwas möchte – in diesem Fall einen Job – der soll sich dafür gefälligst anstrengen. Aus diesem Grund erachten viele Recruiter das Anschreiben nach wie vor als wichtig, um die Qualität und Persönlichkeit des Bewerbers besser einschätzen zu können. Sie wünschen sich darin vertiefende Details zum Werdegang, der Berufserfahrung, den Soft Skills oder anderen Besonderheiten, welche dem Lebenslauf nicht entnommen werden können.

…und was nicht

Das Problem mit dem Anschreiben liegt also vor allem in seiner Aussagekraft begründet. In der Theorie könnte er den Lesern tatsächlich wichtige und überzeugende Informationen zum Bewerber liefern. In der Praxis ist das aber nur selten der Fall. Es wird lediglich wiederholt, was im Lebenslauf ohnehin schon steht. Zusätzlich enthält der Text oft einige Standardfloskeln, die nur wenig glaubhaft sind. Hinzu kommen noch leere Versprechungen oder seltsam wirkende Schmeicheleien gegenüber dem potenziellen Arbeitgeber. Kein Wunder also, dass laut einer Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half 48 Prozent der Recruiter das Anschreiben als nicht aussagekräftig empfinden. Zudem sei es in vielen Fällen zu subjektiv, zu redundant mit dem Lebenslauf und nicht verlässlich genug. Denn schreiben kann ein Bewerber schließlich alles. Ob das dann auch der Wahrheit entspricht, ist eine andere Frage.

Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, solltest Du also die Stellenbeschreibung genau lesen. Wird ein Anschreiben/Motivationsschreiben verlangt, solltest Du unbedingt eines anfertigen, denn sonst hast Du anderen Bewerbern gegenüber einen Nachteil. Wird es nicht aktiv verlangt, überlege Dir, ob für Dich der Lebenslauf ausreicht, um Deine Erfahrungen und Qualifikationen gut darzulegen. Ist dies nicht der Fall, macht es Sinn, ein Anschreiben beizulegen - dies sollte dann aber auch überzeugend und auf den Punkt formuliert sein. Denn im Zweifel ist kein Anschreiben wahrscheinlich besser als ein schlechtes Anschreiben. 

So verfasst Du ein Anschreiben, das Recruiter begeistert

Für Deine Bewerbung wird ein Anschreiben verlangt? Dann haben XING Insider Bernd Slaghuis und unsere Kollegen von Kununu einige Tipps für Dich, wie der Einstieg in ein gelungenes Anschreiben am besten gelingt:

Einstieg ins Anschreiben: Sagt doch einfach, was Sache ist

Mit dem ersten Satz im Anschreiben tun sich viele Bewerber schwer. Hier sind meine Tipps mit Beispielen zum Einstieg je nach Wechselsituation. Denn nur wer sagt, was Sache ist, macht sich richtig greifbar.

 

 

6 Tipps, um die Einladung zum Interview zu bekommen

Es ist von großer Bedeutung, dass du ein personalisiertes Anschreiben an Deinen Wunscharbeitgeber sendest. Das zeigt, dass Du es mit der Bewerbung ernst meinst und Du den Job auch wirklich möchtest. Man sagt, dass es zielführender ist, sich bei drei Jobs mit einem individuellen Anschreiben zu bewerben als bei 100 Jobs mit einem Standardanschreiben. 

Veröffentlicht
08.02.2021