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Eine aktuelle Studie über Kriterien in Stellenausschreibungen zeigt: Bewerber müssen längst nicht alle aufgeführten Anforderungen erfüllen, um ein Vorstellungsgespräch zu bekommen.
„Suchen kreativen Scrum-Master mit Auslands- und Teamführungserfahrung, agil, belastbar, hervorragende SAP-Kenntnisse und Prädikatsexamen, gerne unter 30“ – wer die Stellenanzeigen von Unternehmen studiert, kann durch die Vielzahl der dort aufgelisteten Anforderungen leicht eingeschüchtert werden. Wahrscheinlich werden tausende Bewerbungen alltäglich NICHT abgegeben, weil viele Jobsuchende sich einfach nicht qualifiziert genug für die ausgeschriebene Stelle halten. Doch für all die Zaudernden und Zagenden unter uns gibt es gute Nachrichten: Schon wenn Sie nur rund 50 Prozent aller gewünschten Kriterien erfüllen, sind Ihre Chancen, eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen, genauso groß, als würden Sie 90 Prozent aller Anforderung erfüllen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine groß angelegte Studie der britischen Recruitingagentur Talent Works, die dafür rund 6300 Stellenangebote aus 118 Branchen und die dazu passenden Bewerbungen von 640 Jobsuchenden analysiert hat. Das Team wollte untersuchen, wie viele individuelle Anforderungen für einen Bewerber tatsächlich erforderlich sind, um die Chance auf ein Jobinterview zu bekommen. Das Ergebnis: Natürlich ist es nach wie vor wichtig, in einigen zentralen Bereichen auf die Position zu passen. Aber der prozentuale Anteil dieser Matches zwischen Stelle und Bewerber ist deutlich geringer, als von den meisten Jobsuchenden angenommen. So steigt die Quote auf eine positive Antwort vom Arbeitgeber bereits, sobald man etwa 40 Prozent der beruflichen Anforderungen erfüllt. Und es ist – noch verblüffender - nicht wahrscheinlicher, ein Bewerbungsgespräch zu ergattern, wenn man 90 Prozent der Anforderungen entspricht, verglichen mit nur knapp mehr als 50 Prozent. Die Bewerbung auf Stellen, bei denen 60 Prozent oder mehr der Angaben des Kandidaten den Stellenanforderungen entsprachen, führte zu keiner zusätzlichen Steigerung der Jobinterviewrate, wie diese Grafik zeigt.
©Talent Works
Übrigens: Bei Frauen ist der Prozentsatz der erforderlichen Anforderungen noch niedriger, er liegt bei rund 30 Prozent. Eine Chance, die weibliche Bewerber wesentlich häufiger nutzen sollten, so die Experten von Talent Works. Denn Frauen neigten eher dazu, Arbeitsplätze abzulehnen, wenn sie nur einige, aber nicht alle Qualifikationen erfüllen. Für sie gilt also umso mehr: Nur Mut bei der Bewerbung, auch wenn die Papierform nicht hundertprozentig passt. Im Vorstellungsgespräch gibt es genügend Gelegenheit, den Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Text: Thorben Hansen
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Veröffentlicht
14.12.2018