© Foto: Westend61 / Getty Images
Ihre Bewerbung muss nicht im Pizzakarton kommen, damit sie im Stapel der Bewerbungen oben auf liegt. Wer zehn einfache Tricks wirklich beherzigt, kann sich gegen die Masse der Bewerber absetzen.
Nicht nur in der IT werden Fachkräfte derzeit händeringend gesucht und Firmen müssen sich um die besten Kandidaten bewerben. Auch in Medien, Marketing oder Beratungsfirmen gibt es weiter begehrte Jobs, bei denen für eine Stelle 200 Bewerbungen auf den Tisch der Personaler flattern. Die Bewerbungsunterlagen sind da die erste Visitenkarte. Die Frage ist nur: Womit sticht man aus der Masse der Bewerber heraus, die oft alle gleich gut qualifiziert sind? Und womit schafft man es, die Bewerbung so im Kopf des Personalers zu verankern, dass man sicher im Gedächtnis bleibt? Drei Experten verraten in zehn Tipps die besten Strategien.
„Der wichtigste Tipp ist ein ganz simpler: Schaffen Sie Klarheit mit einem leicht lesbaren Lebenslauf“, sagt Karrierecoach Bernd Slaghuis. Damit könne man oft tatsächlich herausstechen: „Das klingt selbstverständlich, aber man glaubt nicht, wie viele sehr unübersichtliche Lebensläufe ich sehe“. Vor allem schnell zu erfassen müsse das Dokument sein. „Ich habe ihn lieber auf drei Seiten übersichtlich als auf zwei Seiten gequetscht“, sagt Slaghuis. Auch Christina Schröder, Senior Recruiting Managerin bei der Beiersdorf AG, legt viel Wert auf Übersichtlichkeit: „Welche Positionen hatten Sie inne, welche Tätigkeiten haben Sie genau ausgeführt?“, beschreibt sie die wichtigen Punkte.
Ebenfalls in dieses Dokument gehören laut den beiden die Infos darüber, was man schon erreicht hat. „Zu welchen besonderen Erfolgen haben Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeiten jeweils beigetragen?“, solle man sich laut Slaghuis fragen. „Kommen Sie auf den Punkt und betonen Sie Ihre Erfolge“, empfiehlt auch Schröder. Hier sollte man sich jedoch auf einige besondere beschränken.
Viele Unternehmen verzichten mittlerweile komplett darauf, auch Christina Schröder sagt: „Bei Beiersdorf ist eine Bewerbung auch ohne ein Anschreiben sehr willkommen. Ein kurzer schlagfertiger Text, aus dem eine klare Motivation hervorgeht, kann aber den entscheidenden Unterschied darstellen.“ Konkret zu werden, bietet sich an: Bewirbt man sich beispielsweise als Brand Manager(in), könne man darstellen, „dass man die Produkte selbst nutzt und einen absoluten Mehrwert in ihnen sieht“, sagt Schröder. Wenn trotzdem ein Anschreiben gefordert wird, rät Karrierecoach Slaghuis ganz klar vom Nacherzählen des Lebenslaufs ab: „Im CV erfahre ich die Vergangenheit, das Anschreiben kann nur einen Mehrwert bieten, wenn es in die Zukunft weist: Sagen Sie, was Ihnen im Beruf wichtig ist und sprechen Sie über Ihre persönlichen Ziele.“
Laut Slaghuis könnten manche Bewerber statt Standardfloskeln durchaus etwas mehr Mut an den Tag legen: „Geben Sie etwas preis und werden Sie persönlich, denn das macht sympathisch und den Personaler neugierig auf Sie.“ Doch das trauen sich seiner Erfahrung nach zu wenige. „Haben Sie Mut, zu sagen: Im alten Job ist mir langweilig geworden. Das ist nun mal eine sehr häufige Motivation“, sagt er. Dennoch sollte man es nicht übertreiben: „Die Bewerbung im Pizzakarton zu schicken, damit sie Interesse weckt und oben liegt, ist sicher keine gute Idee“, sagt Slaghuis.
In der Bewerbung beeindrucken die Personalerin Schröder klare Worte: „Wenn es um Lücken im CV oder Misserfolge geht: Vertuschen und verheimlichen Sie nichts“, sagt sie. „Auszeiten seien mittlerweile üblich und vollkommen okay, Misserfolge sollten benannt werden, denn: Zu ‚cleane’ Lebensläufe zeigen weniger Persönlichkeit!“
„Mein Motto ist: Bewerbung zeigt Kante“, sagt Bernd Slaghuis. „Ich lese immer wieder: ‚Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke runden mein Profil ab’. Da sind gleich zwei Fehler versteckt: Erstens sucht kein Personaler einen ‚abgerundeten’ Kandidaten.“ Zweitens seien es Worthülsen, auf die man verzichten muss: „Wie zeigt sich meine Teamfähigkeit denn konkret im Alltag, worin genau bin ich kommunikativ stark?“, solle man sich stattdessen fragen. Auch Christina Schröder empfiehlt den Bewerbern, folgendes zu beantworten: „Was sind Ihre Stärken, was ist Ihr Thema, was ist Ihr Ziel? Lassen Sie einen Blick von außen zu. Feedback von Freunden kann helfen, Klarheit zu schaffen.“
Der Karrierecoach rät von durchdesignten Bewerbungen ab: „Die Struktur leidet sehr darunter, wenn zum Beispiel am Rand bunte Piktogramme für die Soft Skills prangen.“ Es dauere viel zu lange, das zu erfassen. „Geben Sie dem Personaler, was er kennt“, rät Slaghuis. Und es gibt auch ein absolutes No-Go: „Das Corporate Design des künftigen Arbeitgebers, seine Farben und Logos für die Bewerbung zu nutzen. Das ist nicht nur übergriffig, sondern signalisiert auch totale Anpassung“, sagt Slaghuis. Christina Schröder von Beiersdorf sagt: „Beim Design ist oft weniger mehr. Es muss keine bilderreiche PowerPoint-Präsentation sein, um den Verlauf eines Lebens darzustellen.“
Nichts ist schlimmer, als in der Bewerbung in ein Fettnäpfchen zu treten – auch dann bleibt man in Erinnerung, aber sicher nicht in guter. Sich deshalb über den Markt und den Arbeitgeber zu informieren, rät Christina Schröder: „Es gibt viele Möglichkeiten und Plattformen, um sich vorab gut zu informieren. Funken Sie hier auch das eigene Netzwerk an.“ Auch Bernd Slaghuis rät zur Recherche, um auszuschließen, dass der Personaler auf peinliche Jugend- oder Partybilder stößt. „Denn auch Arbeitgeber recherchieren ihre Kandidaten: Ein gepflegtes Profil bei XING und anderen sozialen Netzwerken ist eine gute Visitenkarte“, sagt er.
„Nehmen Sie an Veranstaltungen zu relevanten Themen teil – ob Meetups, Konferenzen oder Festivals – die Möglichkeiten sind groß“, sagt Christina Schröder. Doch wie soll das helfen, die eigene Bewerbung eindrucksvoller zu machen? Das erklärt Karrierecoach Slaghuis: „Dann kann man schreiben: ‚Vielen Dank für das erste Kennenlernen und informative Gespräch auf dem Kölner Karrieretag’. Das ist ein guter Anknüpfungspunkt und kann positive Erinnerungen wecken.“ Gezielt sollte man sich also Veranstaltungen suchen, die passen, „gerade wenn ich denke, dass ich da vom Typ her gut ankomme – weil ich vielleicht auch besser spreche als schreibe“, erklärt Slaghuis.
Das gelte auch für den Bereich Videobewerbung: „Wessen Stärke es ist, sich im Video zu präsentieren oder wer sogar einen YouTube-Kanal hat, der sollte solche Möglichkeiten nutzen“, sagt Slaghuis. Bei Beiersdorf müssen Trainees bereits verpflichtend Kurzvideos als Teil der Bewerbung erstellen. Geht es nach „Talentcube“, soll die Videobewerbung noch viel stärker eingesetzt werden. Mit der App kann der Jobsuchende eine professionelle Bewerbung direkt über das Smartphone erstellen. „Der Bewerber kann sich bei jedem Unternehmen seiner Wahl per Video bewerben und aus der Masse herausstechen. Insbesondere Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Aufgeschlossenheit sowie auch Fremdsprachenkenntnisse lassen sich damit gut darstellen“, sagt Sebastian Hust, einer der Talentcube-Gründer. Wichtig ist unter anderem: Für die Aufgabe passende Bekleidung wählen, sich kurz fassen und vermeiden, dass andere Personen durchs Bild laufen. Text: Maria Zeitler
Service-Info: Den Job, der wirklich passt, finden Sie im XING Stellenmarkt. Hier können Sie nach den Kriterien filtern, die den nächsten Job zum Traumjob machen: Ob Teilzeit, Homeoffice-Regelung oder Mitarbeitervorteile – lassen Sie sich gleich die relevanten Stellen anzeigen, die zu Ihnen passen.
Veröffentlicht
21.12.2018